Am Tanklager Farge den Schadstoffen auf der Spur
Feldversuch zur Altlastensanierung
Bremen-Farge/Bonn, 4. Dezember 2017. Im Bereich des ehemals größten Tanklagers der Welt in Bremen-Farge laufen die Vorbereitungen für erweiterte Maßnahmen zur Altlastensanierung auf Hochtouren. In der ersten Dezemberhälfte startet hier ein Feldversuch, der ein spezielles biologisches Verfahren zur weiteren Schadstoffsanierung erproben soll. In Abstimmung mit dem Bremer Senator für Umwelt, Bau und Verkehr hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) die nötigen Vorarbeiten veranlasst. Auf der Liegenschaft, die zum Ressortvermögen der Bundeswehr gehört und derzeit technisch stillgelegt wird, wurden erhebliche Boden- und Grundwasserkontaminationen nachgewiesen. Die BImA, in deren Eigentum das Objekt nach der Stilllegung übergehen wird, übernimmt seit dem 1. Januar 2016 die Kontaminationsbearbeitung auf eigene Kosten.
Luftaufnahme vom Tanklager Bremen-Farge: Zu sehen ist die betriebseigene Kläranlage (Foto: BImA).
„Von den jetzt anlaufenden Maßnahmen im Bereich der Einmündung der Claus-von-Lübken-Straße und auf dem freien Grundstück nördlich der Samlandstraße versprechen wir uns neue Erkenntnisse zu den Möglichkeiten einer ressourcenschonenden Grundwassersanierung“, erklärt Dr. Rainald Brede, Leiter des Projektes „Tanklager Farge“ im Altlastenmanagement der BImA. „Durch den Feldversuch soll ein Verfahren erprobt werden, das es erlaubt, mit einem vertretbaren Aufwand das Grundwasser in der abstromigen Fahne des Verladebahnhofs 2 von Schadstoffen zu befreien“, erläutert der Projektleiter weiter. Als das Tanklager noch in Betrieb war, gelangten beim Umschlag von Kraft- und Schmierstoffen Mineralölprodukte in den Boden und ins Grundwasser, das erheblich veruneinigt wurde. Bei diesen Stoffen handelt sich im Wesentlichen um aromatische Kohlenwasserstoffe aus der Gruppe der BTXE (Benzol und Alkylbenzole) sowie um MTBE (Antiklopfmittel).
„Kleine Helfer“
Der nun anstehende Feldversuch wurde ohne Festlegung auf ein bestimmtes Verfahren ausgeschrieben. Ausgewählt unter den Angeboten wurde schließlich das ISBO (In-situ-biologische Oxidation)-Verfahren der Züblin Umwelttechnik GmbH. „Dieses Verfahren beruht auf der Beobachtung, dass in Grundwässern, die mit den genannten Schadstoffen belastet sind, Bakterienstämme gedeihen, die die Schadstoffe zu Kohlendioxid und Wasser verstoffwechseln können“, erklärt Dr. Rainald Brede. „Für diesen Prozess benötigen die Bakterien allerdings Sauerstoff. Dieser wird ihnen nun bei dem ISBO-Verfahren, verteilt in geringen Dosierungen, zugeführt. So können die kleinen Helfer ihre Arbeit verrichten. Zudem wird, um den Abbau von MTBE anzuregen, sehr stark verdünntes Ethanol hinzugegeben. Ethanol befindet sich beispielsweise in allen alkoholischen Getränken, ist also unbedenklich für die Umwelt.“
Netz von Messstellen
Für den Feldversuch ist ein engmaschiges Netz von Messstellen nötig, um die Vorgänge im Untergrund beobachten zu können. Aus diesem Grund wählte die BImA für die Durchführung des Versuchs die Freifläche nördlich der Samlandstraße, die sich im Eigentum der öffentlichen Hand befindet.
Weitere Maßnahmen
Wer auf der anderen Straßenseite durch das Gleistor ins Tanklager schaut, kann auch dort Aktivitäten entdecken: Hier werden am ehemaligen Entladegleis Bodenuntersuchungen bis unter den Grundwasseranschnitt durchgeführt, da die BImA mittelfristig eine Alternative zur laufenden Sicherung des Grundwasserabstroms mittels Brunnen sucht. Hierfür muss sie zunächst die Ausdehnung der Bodenkontaminationen im Detail erkunden. Erst dann kann die BImA Art und Umfang weiterer Maßnahmen planen.