BImA und Deutsche Bahn weihen Vorzeigeprojekt ein

Przewalski-Wildpferde bei Aschaffenburg

Bonn/Aschaffenburg, 19. September 2016. Bei bestem Wetter und im Beisein von 200 interessierten Gästen fand am 14. September die offizielle Vorstellung der „Przewalski-Pferde“ in Schweinheim statt. Die Tiere sind fester Bestandteil eines gemeinsamen Naturschutzprojektes der Deutschen Bahn und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) sowie der Regierung von Unterfranken und der Stadt Aschaffenburg. Seit August 2016 grasen die Wildpferde auf dem ehemaligen Militärgelände in Schweinheim und sorgen auf besonders ökologische Weise für die Landschaftspflege des Areals.   

Seit dem 1. August 2016 sind die seltenen Przewalski-Pferde auf dem Schweinheimer "Exe" zu Hause.

„Mit unserem „Wildpferde-Projekt“ ist es gelungen, naturschutzfachliche Aspekte mit der Erhaltung einer besonderen Tierart sowie dem Kompensationsbedarf für ein Infrastrukturprojekt der DB Netz AG auf optimale Weise zu verknüpfen“, erläutert Axel Kunze, Vorstandsmitglied der BImA im Rahmen der Einweihungsfeier. Drei Jahre dauerte die Planung des Projekts als naturschutzfachliche Ausgleichsmaßnahme für die Deutsche Bahn-Ausbaustrecke Hanau-Nantenbach. Am 1. August 2016 konnten schließlich die ersten Wildpferde ihre neue Heimat im Nationalen Naturerbe in Schweinheim beziehen.

Auch die DB Netz AG zeigt sich zufrieden. Gemeinsam mit dem bei der BImA zuständigen Geschäftsbereich Bundesforst setzt sie aufwändige Entsiegelungs- und Renaturierungsmaßnahmen um. Neben der langfristig geplanten Beweidung mit Przewalski-Pferden werden lichte Waldstrukturen für wärmeliebende Waldbewohner geschaffen. Auch ein Bachlauf wird auf über 100 Metern Länge renaturiert. Gerd-Dietrich Bolte, Leiter Großprojekte RB Mitte bei der DB Netz AG: „Die sehr positive Zusammenarbeit mit der BImA bzw. dem Bundesforst im Regionalbereich Mitte der DB Netze sollte zu einer bundesweiten Kooperation zwischen Deutscher Bahn und BImA weiterentwickelt werden.“

Feierliche Enthüllung der Informationstafeln (von links): BimA-Vorstandsmitglied Axel Kunze, Gerd-Dietrich Bolte von der DB Netz AG, Aschaffenburgs Oberbürgermeister Klaus Herzog sowie Unterfrankens Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer.

Viel Lob von allen Seiten

Im Rahmen der Einweihungsfeier überzeugten sich rund 200 Gäste selbst vom Erfolg des Projektes. Auch hochrangige Vertreter des Freistaates Bayern nahmen an der Veranstaltung teil, ließen sich informieren und begeistern. Selbst der Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, Dr. Christian Barth, sparte nicht mit Lob: „Das Projekt Aschaffenburg zeigt, dass Kompensationsmaßnahmen bei Großprojekten zielgerichtet, flexibel und zugleich flächenschonend umgesetzt werden können.“

Bei hochsommerlichen Temperaturen und unter bayerisch blauem Himmel wurden nach den offiziellen Grußworten Informationstafeln enthüllt. Sie bilden alle wesentlichen Daten zu den seltenen Przewalski-Pferden und dem Projekt ab. Denn über den naturschutzfachlichen Wert hinaus soll auch ein Beitrag zur Bildungsarbeit geleistet werden.

Nach der offiziellen Einweihung des Projekts lud die BImA zu einer Exkursion über das Areal.

Im Anschluss an die offizielle Einweihung lud die BImA zu einer halbstündigen Exkursion ein und informierte über das „Nationale Naturerbe Schweinheim“. Neben traumhafter Landschaftskulisse und „geistiger Nahrung“ rundeten zünftiger Leberkäs‘ mit frischem Kartoffelsalat und Semmel die Veranstaltung ab.

Von Fressverhalten und Sandbädern

Mit ihrem arttypischen Verhalten und der Ganzjahresbeweidung schaffen und erhalten die Przewalski-Pferde spezielle Lebensräume für andere Pflanzen- und Tierarten. Sie sorgen gezielt für die Effekte, die das US-Militär im Rahmen ihres Übungsbetriebs auf die Landschaft hatte. 

Bei bestem Wetter genossen die Gäste nicht nur die Landschaft, sondern auch zünftig bayerischen Leberkäs.

Im Zuge der militärischen Nutzung im Offenlandbereich des heutigen Naturschutzgebietes sind wertvolle Lebensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten entstanden. Dies führte bereits vor Aufgabe der militärischen Nutzung zur Ausweisung des Gebietes als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) mit dem Namen „Standortübungsplatz Aschaffenburg“.

Besonders positiv wirkt sich die Beweidung des sogenannten Schweinheimer Exerzierplatzes auf das sehr invasiv auftretende Landreitgras aus – neben den Wildpferden helfen dabei auch Schafe der Schäferei Merkel. Das Landreitgras hat bislang wertvolle und seltene Pflanzen (Silbergras, Borstgrasrasen, Heidenelke, Tausendgüldenkraut) sukzessive verdrängt und droht, die Habitate für Amphibien und bodenbrütende Vogelarten (Heidelerche) verschwinden zu lassen. Auch das Zurückdrängen von unerwünschten Gebüschen und fremdländischen Baumarten übernehmen nun zum großen Teil die Wildpferde über ihr Fressverhalten.

Noch ein anderes arttypisches Verhalten der Przewalski-Wilfpferde macht man sich zu Nutze: Ihr ausgeprägtes Bedürfnis, Sandbäder zu nehmen und sich zur Fellpflege zu wälzen. Es hat den positiven Nebeneffekt, dass dabei neue Rohbodenstellen geschaffen werden. Sie sind Keimzellen für Pionierarten von Pflanzen und Tieren. Hier fühlen sich beispielsweise Schlingnatter und Ödlandschrecke wohl, wenn es trocken und heiß ist. Auch die nassen Bereiche werden von den Pferden zum Wälzen gerne genutzt. Positiver Nebeneffekt hier: Trübes Wasser wärmt sich in der Sonne schneller auf, es entstehen bereits im frühen Frühling Idealtemperaturen für Amphibien wie die Kreuzkröte und die Gelbbauchunke.

Weites Land: Das Nationale Naturerbe Schweinheim bietet Lenbensräume für seltene Tier- und Pflanzenarten.

Ein Exerzierplatz mit Geschichte

Die militärische Nutzung der Liegenschaft begann bereits im Jahr 1914 als Exerzierplatz („Exe“) der bayerischen Armee. Bis 1933 wurde dieser sukzessive erweitert und von der Wehrmacht anschließend gemeinsam mit der Landpolizei als Schieß- und Übungsplatz genutzt. Auch ein Landeplatz für Segelflugzeuge der Luftwaffe fand sich im Offenlandbereich. Zwischen 1944 und 1945 war er Ziel mehrerer Luftangriffe der alliierten Streitkräfte. Ostern 1945 besetzten US-amerikanische Truppen das Gebiet und erweiterten den Übungsplatz (Local Training Area) erneut. Neben dem Raketensprengkopflager diente der Übungsplatz als Schießplatz für meist kleinkalibrige Infanteriewaffen und als Fahrübungsgelände für Panzer und Radfahrzeuge der US-Truppen. Im Jahr 2007 wurde der Übungsplatz von den US-Streitkräften freigezogen und an die Bundesrepublik Deutschland übergeben. Heutige Eigentümerin ist die BImA.

(Fotos: BImA)