Brönnhof wird größte Naturerbefläche Bayerns

Zukunft des ehemaligen Militärareals besiegelt

Bonn/Schweinfurt, 22. April 2016. Mit der Unterschrift ist es nun amtlich: Der ehemalige US-Standortübungsplatz Brönnhof nördlich von Schweinfurt ist Teil des Nationalen Naturerbes (NNE). Die „Ganerbschaft Brönnhof“, das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) unterzeichneten am 22. April die Vereinbarung zur Entwicklung wertvoller Naturschutzflächen im Brönnhof.

Intensive Verhandlungen und Gespräche der beteiligten Vertragspartner waren dem Unterzeichnungstermin vorangegangen. Nun wird der ehemalige US-Standortübungsplatz mit über 1.250 Hektar zur größten Naturerbefläche in Bayern. „Mit dem Brönnhof haben wir die ersten Flächen der dritten Tranche des Nationalen Naturerbes, die per Unterschrift dauerhaft dem Naturschutz übergeben werden“, sagte Dr. Elsa Nickel, Abteilungsleiterin Naturschutz im Bundesumweltministerium.

Bundesweit sind insgesamt 156.000 Hektar zumeist ehemals militärisch genutzter Bundesliegenschaften ins Nationale Naturerbe überführt und stehen damit ausschließlich zur Sicherung der biologischen Vielfalt zur Verfügung. Dr. Elsa Nickel: „In erster Linie wollen wir der Natur großflächig Raum für eigenständige Dynamik und Entwicklung geben. Aber auch historische Waldnutzungsformen wie Relikte von Mittelwäldern und wertvolle Offenlandflächen im Brönnhof werden durch das Nationale Naturerbe geschützt und erhalten.“

Im Brönnhof werden Offenlandflächen durch geeignete Pflegemaßnahmen erhalten und entwickelt. (Foto: TES Management Plan USAG Schweinfurt)

Gemeinschaftsprojekt „Brönnhof“

Wo früher schwere Militärfahrzeuge unterwegs waren und Soldaten ihre Übungen abhielten, wird künftig die Natur im Vordergrund stehen: „Die Überführung von Truppenübungsplätzen und anderen militärischen Flächen in das Nationale Naturerbe ist ein Vorzeigeprojekt des Bundes – davon profitieren Mensch und Natur“, sagte BImA-Vorstandsmitglied Axel Kunze. „Das ist eine schöne Aufgabe, dass wir gemeinsam mit den Ganerben als Partner die Naturerbefläche entwickeln können.“ Das Projekt „Brönnhof“ stellt dabei ein Novum dar: Träger des Nationalen Naturerbes wird eine Eigentümergemeinschaft. Zu ihr gehören die Hospitalstiftung Schweinfurt, der Waldschutzgemeinschaft Schweinfurt e.V. und die BImA. Während andernorts Flächen des Nationalen Naturerbes an neue Träger des Naturschutzes übertragen werden, verbleibt der Brönnhof bei den bisherigen Eigentümern.

 „Wir freuen uns, dass mit Aufnahme der Flächen des Brönnhofs in das NNE und der weiteren engen Zusammenarbeit mit der BImA und dem Bundesamt für Naturschutz eine zukunftsträchtige Lösung gefunden wurde“, so Dr. René Schloz, Vorstand der Ganerbschaft. Die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Bundesforstbetrieb Reußenberg, der weiterhin die Flächen betreuen wird, kann damit vor Ort fortgesetzt werden.

Naturschutz und sanfter Tourismus

Die einzigartige Landschaft des Brönnhofs bietet zahlreichen gefährdeten und geschützten Arten wie Hirschkäfer, Bechsteinfledermaus und Kammmolch Zuflucht. „Als Flächeneigentümerin und Dienstleisterin des Nationalen Naturerbes kommt die BImA einer besonderen Verantwortung nach“, betonte Axel Kunze. „Für den Brönnhof sind wir zu einem Ergebnis gekommen, das der Historie der Liegenschaft gerecht wird und einen dauerhaften Beitrag für unsere Umwelt leisten wird.“

Geplant ist, die Offenlandflächen durch geeignete Pflegemaßnahmen zu erhalten und zu entwickeln. Auch sollen Nadelbaumbestände kurz- bis mittelfristig in naturnahe heimische Laubmischwälder ohne weitere Nutzungen umgebaut und so im Sinne des Naturschutzes aufgewertet werden. Buchenwälder werden gemäß den Kriterien des Nationalen Naturerbes ab sofort der natürlichen Entwicklung überlassen. Vorhandene historische Nutzungsformen wie Mittelwälder werden erhalten und dauerhaft fortgeführt. Bei der Erschließung der vorgesehenen Flächen für den sanften Tourismus wird eine enge Kooperation mit den örtlichen Kommunen angestrebt. Der Brönnhof ist dabei erst der Anfang: In diesem Jahr werden weitere rund 900 Hektar wertvoller Flächen in Bayern sukzessive dem Nationalen Naturerbe gewidmet. Insgesamt liegen rund 5.400 Hektar NNE-Flächen in Bayern.

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Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ist die zentrale Dienstleisterin für Immobilien des Bundes. Sie gehört zum Geschäftsbereich des Bundesfinanzministeriums und handelt nach den modernen Standards der Immobilienwirtschaft. Aufgabenschwerpunkte sind das einheitliche Immobilienmanagement des Bundes, Immobilienverwaltung und -verkauf sowie die forst- und naturschutzfachliche Betreuung der Geländeliegenschaften. Sitz der Zentrale ist Bonn.

Insgesamt betreut die BImA rund 21.000 Liegenschaften. Mehr als 37.000 Wohnungen und etwa 490.000 Hektar Grundstücksfläche befinden sich in ihrem Eigentum. Davon entfallen rund 270.000 Hektar auf Waldflächen. Darüber hinaus betreut die Bundesanstalt im großen Umfang Wald- und Offenlandflächen für Dritte. Zusammen mit ehemals militärisch genutzten Flächen sowie Wohn-, Industrie- und Gewerbeimmobilien bildet diese Flächenkulisse eines der größten Portfolios Deutschlands. Konversionsimmobilien der Bundeswehr und der ausländischen Streitkräfte führt die BImA zivilen Folgenutzungen zu.