Der seltenen Mopsfledermaus auf der Spur
Die BImA beteiligt sich an bundesweiter Feldforschung
Bonn, 4. Mai 2020. Im Mai startet in acht Bundesländern die Feldforschung für ein deutschlandweites Projekt rund um die besonders geschützte Mopsfledermaus. Die „Fledermaus des Jahres 2020-21“ ist auch auf zahlreichen Flächen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) zu Hause. Deshalb beteiligt sich die BImA, vertreten durch ihren Geschäftsbereich Bundesforst, auf fünf Liegenschaften an der Feldforschung zu den bedrohten Säugetieren.
Nach dem Ende ihrer Winterruhe sucht sich die Mopsfledermaus nun ihr Sommerquartier. Besonders beliebt dabei: Stammrisse, Baumspalten und alte Bäume mit abstehender Rinde. Über ihr Vorkommen und darüber, wie die Tiere ihren Lebensraum nutzen, ist wenig bekannt. Klarheit soll das Verbundprojekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ bringen, an dem sich die BImA als Kooperationspartner der Naturstiftung David beteiligt. Ab Mai beginnt auf fünf ausgewählten BImA-Liegenschaften in vier Bundesländern (Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Hessen und Bayern) die Suche nach der seltenen Fledermausart.
Mopsfledermäuse nutzen Verstecke hinter abstehender Rinde als Quartier. Hier ist eine Wochenstube zu sehen, in der mehrere Weibchen ihre Jungen großziehen. (Foto: Christian Giese)
Hervorragende Bedingungen auf BImA-Flächen
Im Rahmen der naturschutzfachlichen Geländebetreuung hat der Geschäftsbereich Bundesforst der BImA den Schutz der Fledermäuse schon lange im Blick. So wurde beispielsweise auf der BImA-Liegenschaft „Fürstensee“ bei Neustrelitz in Mecklenburg-Vorpommern ein regional bedeutsames Winterquartier für Fledermäuse wieder hergerichtet. „Aufgrund der hervorragenden Bedingungen in diesen Quartieren fühlen sich hier auch die Mopsfledermäuse ausgesprochen wohl“, freut sich Lothar Schmid, Leiter der Abteilung Naturschutz des Geschäftsbereichs Bundesforst. Durch die Forschung auf den BImA-Flächen und in weiteren Forschungsregionen in insgesamt acht Bundesländern soll nun das Wissen um die Verbreitung der Mopsfledermaus in den Wäldern Deutschlands vertieft und praktische Schutzmaßnahmen sollen erprobt werden.
Kleinsender für Fledermäuse
Das gelingt unter Einsatz von Ruferfassungsgeräten, sogenannten Mini-Batcordern. Wenn eine Mopsfledermaus zwischen Baumwipfeln und an Waldrändern Kleinschmetterlinge jagt und dabei ihren unverkennbaren Ortungslaut ausstößt, zeichnen ihn diese Geräte auf. Gelingt der Nachweis der seltenen Art in einem Gebiet, werden anschließend einzelne Tiere von Forschenden mit Netzen gefangen und mit einem Sender versehen. Damit lassen sich die Quartiere der Fledermäuse ausfindig machen. Anhand dieser Erkenntnisse werden die Raumnutzung und das Jagdverhalten der Mopsfledermaus untersucht. Anschließend werden Projektbeteiligte wie die Bundesforst-Experten gemeinsam konkrete Schutzmaßnahmen entwickeln und umsetzen.
Neben den ausgewählten Flächen des Kooperationspartners BImA wird in weiteren Gebieten in Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen, Niedersachsen, Sachsen und Thüringen nach der Mopsfledermaus gesucht. Die Feldforschungsarbeiten bilden den ersten zentralen Baustein für das sechsjährige Verbundprojekt von Stiftung FLEDERMAUS, Naturstiftung David, NABU Baden-Württemberg, NABU Niedersachsen sowie der Universität Greifswald im Bundesprogramm Biologische Vielfalt.
Über die Mopsfledermaus
Die Mopsfledermaus (Barbastella barbastellus) zählt bundesweit zu den stark gefährdeten und vom Aussterben bedrohten Arten. Sie bevorzugt naturnahe Wälder und hat einen ihrer europäischen Verbreitungsschwerpunkte in Deutschland. In den 1950er- bis 1970er-Jahren führten Quartierverluste und eine Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft zu dramatischen Bestandseinbrüchen. Pestizide reduzierten das Nahrungsangebot für die hoch spezialisierte Mopsfledermaus erheblich. Vielerorts wurden Alt- und Totholz in unseren Wäldern beseitigt und die Landschaft mehr und mehr durch Verkehrswege zerschnitten. Die anspruchsvolle Fledermausart überlebte in Deutschland und Westeuropa nur in wenigen Reliktgebieten.
Über das Projekt
Das Projekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ hat zum Ziel, die Mopsfledermaus zu schützen sowie ihre Lebensräume zu optimieren und zu vernetzen, um der Verantwortung Deutschlands für den Erhalt der Art gerecht zu werden. Ein zentraler Baustein hierbei ist eine naturnahe Waldbewirtschaftung, denn sie fördert Baumstrukturen, die die Mopsfledermaus als Lebensraum benötigt. Daher engagiert sich das Projekt für eine enge Zusammenarbeit mit den öffentlichen wie privaten Waldeigentümerinnen und -eigentümern sowie der Forstwirtschaft. Gemeinsam sollen geeignete Schutzmaßnahmen für die Art in eine forstliche Nutzung integriert werden.
Das Verbundprojekt „Schutz und Förderung der Mopsfledermaus in Deutschland“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) mit 4,3 Millionen Euro gefördert. Die Teilprojekte des Vorhabens werden darüber hinaus von den jeweiligen Ländern und weiteren Partnern unterstützt. Das finanzielle Gesamtvolumen beträgt 5,44 Millionen Euro.