Die Cloud in Leck
EXPO REAL
Bonn/München, 8. Oktober 2018. Vom Militärflugplatz zum Referenzstandort für Rechenzentren – die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) macht Leck in Schleswig-Holstein zu einem Paradebeispiel für die optimale Nutzung von ländlichen Lagen und schafft obendrein Raum für die immer wichtiger werdende Datenverarbeitung. Am BImA-Stand auf der EXPO REAL wurde ausführlich über das Thema informiert.
Die Digitalisierung produziert eine ständig wachsende Datenflut. Für die Speicherung und Verarbeitung dieser Daten muss schnellstmöglich eine leistungsfähige Infrastruktur geschaffen werden, denn hinter der oft genutzten Cloud verbirgt sich nichts anderes als ein großflächiger Verbund von Rechenzentren. Wo und auf welchen Liegenschaften solche sogenannten Data Center am besten aufgehoben sind, diskutierten am 8. Oktober fünf Experten, die am Projekt Leck beteiligt sind.
Diskutierten über das Potenzial von Flächen für die Bebauung mit Data Centern (von links): Kerstin Held, Raymund Karg, Hartmut Röder (Geschäftsführer der GKU Standortentwicklung GmbH) Holger Zultner (Geschäftsführer der ICT Facilities GmbH), Dr. Matthias Hüppauff (Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordfriesland) und Moderator Bernd Morneweg (BImA/Marketing) (Foto:BImA).
Geeignete Liegenschaften identifizieren
Raymund Karg, Leiter Verkauf Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern bei der BImA und Kerstin Held vom Kompetenzzentrum Konversion der BImA berichteten, dass die Bundesanstalt derzeit geeignete Liegenschaften im eigenen Bestand identifiziert, um den Standort Deutschland für den Bau von Datenzentren attraktiv zu machen. Die Standorte müssen den hohen Anforderungen für die sensiblen Rechenzentren bestmöglich gerecht werden. Der Fokus liegt dabei auf fünf Faktoren:
- einem ausreichenden Platzangebot,
- schnellen Planungs- und Genehmigungsverfahren,
- höchstmöglicher Verfügbarkeit grüner Energie,
- einer leistungsfähigen Ver- und Entsorgungs-Infrastruktur und
- der Beseitigung von Risiko-Faktoren für eine hohe Datensicherheit.
Der ehemalige Militärflugplatz in Leck dient dabei als Referenzstandort. In enger Zusammenarbeit mit den Kommunen, Fachplanern und Wirtschaftsförderern bereitet die BImA die Liegenschaft optimal auf den speziellen Markt für Rechenzentren vor. Dabei könnte Leck das Zentrum eines ganzen Technologieclusters im ansonsten eher durch Landwirtschaft und Tourismus geprägten Kreis Nordfriesland werden.
Betrieb auf dem Messestand der BImA. Interessante Nutzungsbeispiele ehemaliger militärischer Liegenschaften fesseln die Messebesucher (Foto: BImA).
Wachsender Bedarf
„Gerade für Konversionsliegenschaften, also frühere militärische Immobilien, die künftig wirtschaftlich genutzt werden sollen, stellen Datenzentren eine höchst attraktive Alternative dar“, sagte Raymund Karg. Zumal der Bedarf an geeigneten Standorten ständig wachsen würde. Holger Zultner von der ICT Facilities GmbH aus Stuttgart, der seit über zehn Jahren auf die Planung und Umsetzung von Rechenzentren spezialisiert ist, vertrat die These: „Die Digitalisierung ist die dritte industrielle Revolution. Nach der Entwicklung von Industrie- und Gewerbegebieten müssen jetzt Digitalisierungsgebiete mit speziellen Standortanforderungsprofilen geschaffen werden.“ Er ist davon überzeugt, dass sich unter den Konversionsflächen der BImA noch die eine oder andere Perle findet.
Referenz für den Zukunftsmarkt
Für den erfahrenen Konversionsplaner Hartmut Röder von der GKU Standortentwicklung GmbH aus Berlin ist der Flugplatz Leck bestens geeignet als Referenzvorhaben für diesen Zukunftsmarkt. „Das Areal bietet ausreichend Fläche und liegt nahe an den transnationalen Datenautobahnen. Außerdem ist ausreichend Wasser zur Kühlung und Strom aus Wind- und Solarkraft für den Betrieb vorhanden.“
Dr. Matthias Hüppauff von der Wirtschaftsförderung Nordfriesland nannte weitere Standortvorteile in Schleswig-Holstein: ein Lohnniveau von etwa 80 Prozent des Bundesdurchschnitts und gute Förderbedingungen. „Schleswig-Holstein produziert dreimal so viel grünen Strom wie es selber benötigt. Wir suchen regelrecht nach Verbrauchern für die erneuerbare Energie.“ Gut möglich also, dass die Cloud in Leck schon bald Realität ist und in wenigen Jahren große Datenmengen auf der Liegenschaft sicher gespeichert und zuverlässig verarbeitet werden.