Ein Panzer im Einsatz für den Naturschutz auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen

Gemeinschaftsprojekt von Bundeswehr und Bundesforst

 Der Bergepanzer 2 im Einsatz für den Artenschutz auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Münsingen.

Der Bergepanzer 2 im Einsatz für den Artenschutz auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz in Münsingen (Foto: BImA).

Bonn/Münsingen, 24. Oktober 2025. Ein Bergepanzer aus Stetten am kalten Markt wird erneut im Einsatz für den Naturschutz auf den ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen verlegt. Das Vorhaben ist ein gemeinsames Projekt zwischen dem Bundesforstbetrieb Heuberg und dem Artilleriebataillon 295 der Bundeswehr. Der Bundesforst ist ein Geschäftsbereich der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA). Während der militärischen Nutzung siedelten sich hier seltene Tier- und Pflanzenarten an, deren Lebensräume von einem regelmäßig verdichteten Boden profitierten. Um die für einige spezialisierte Amphibien-, Libellen- und Pflanzenarten wichtigen Kleingewässer zu erhalten, ist das Kettenfahrzeug eine Woche lang im Einsatz. Erstmals sollen durch das Befahren mit dem Bergepanzer auch trockene Offenlandflächen aufgewertet werden.

Zu Zeiten der aktiven militärischen Nutzung wurde der Boden, der für die Kleingewässer erforderlich ist, durch die Übungen mit Panzern und anderem schweren Gerät von ganz allein verdichtet. Im Jahr 2005 stellte die Bundeswehr auf dem Truppenübungsplatz im baden-württembergischen Münsingen ihren Übungsbetrieb ein. Das einstige Militärgelände wurde zum Herzstück des neu gegründeten Biosphärengebietes Schwäbische Alb. Seither werden regelmäßig Maßnahmen umgesetzt, um dem Verlust der Kleingewässer entgegenzuwirken. Aufgrund der nach wie vor bestehenden Kampfmittelbelastung kann die Bodenverdichtung jedoch nur mit einem stark gepanzerten Fahrzeug vorgenommen werden. Zuletzt hat das Artilleriebataillon 295 aus Stetten am kalten Markt im November 2023 einen Bergepanzer 2 nach Münsingen verlegt und mehrere Tage lang eine militärische Fahrausbildung durchgeführt – entlang einer vorab geplanten Fahrroute.

Erfolgskontrolle durch ein Monitoring der Amphibien- und Libellenfauna 

Entlang der im November 2023 befahrenen Panzerflächen wird zur naturschutzfachlichen Erfolgskontrolle der Maßnahme ein Monitoring der Amphibien- und Libellenfauna umgesetzt. „Das Monitoring soll auch als Entscheidungshilfe für weitere artenschutzfachlich begründete Panzerfahrten dienen“, berichtet Marco Reeck, Leiter des Bundesforstbetriebes Heuberg.  „Ein erster Zwischenbericht zeigt, dass die befahrenen Gewässer eine höhere Artenvielfalt aufweisen als die nicht befahrenen Referenztümpel.“ Bei einem zukünftigen Einsatz von Panzern sollten Biotope besonders in der Nähe schon bekannter Vorkommen von seltenen Arten wie der Kreuzkröte geschaffen werden. Durch eine intensivere Befahrung bei einem Teil der Gewässer würden gut besonnte, strukturarme Gewässer hergestellt.

Erstmals auch eine Befahrung von trockenen Offenlandflächen  

Dr. Christoph Gayer und Hans Offenwanger von der Geschäftsstelle Biosphärengebiet Schwäbische Alb haben die Empfehlungen aus dem Monitoring der Amphibien- und Libellenfauna in die Panzerbefahrungsroute für 2025 integriert. Zusammen mit Lydia Nittel und Florian Kaiser vom Bundesforstbetrieb Heuberg wurden Schwerpunkte erarbeitet und Prioritäten gesetzt. Neben der Befahrung von Kleingewässern sollen erstmals auch trockene Offenlandflächen durch den Bergepanzer bearbeitet werden.

„Dadurch könnte der Erhaltungszustand von gezielt ausgewählten Offenlandbiotopen aufgewertet werden. Auf anderen Flächen entwickeln sich vielleicht neue derartige Biotope“, erläutert Florian Kaiser, Sachbearbeiter Naturschutz beim Bundesforstbetrieb Heuberg. „Bei einigen Offenlandflächen soll die Strukturvielfalt verbessert werden. Spannend wird auch die Frage, ob ein zunehmender Pflanzenbewuchs auf Schotterwegen durch die Befahrung gestoppt wird.“

Die Fahrroute und die Maßnahmenflächen wurden vorab mit der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes Reutlingen und dem Referat für Naturschutz und Landschaftspflege beim Regierungspräsidium Tübingen abgestimmt.