Flächen des Nationalen Naturerbes werden an die NRW-Stiftung übertragen

Gemeinsame Pressemitteilung

Königswinter, 17. März 2015. Vier wertvolle Flächen, die bereits dauerhaft für den Naturschutz gesichert sind, gehen nun an die NRW-Stiftung. Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, NRW-Umweltminister Johannes Remmel, Axel Kunze, Vorstandsmitglied der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und NRW-Stiftungspräsident Harry Kurt Voigtsberger unterzeichneten heute (17.03.2015) in Königswinter einen entsprechenden Rahmenvertrag.

Damit werden auf Vorschlag des Landes NRW vier Liegenschaften des Nationalen Naturerbes (NNE) aus der 1. Tranche mit einer Gesamtfläche von insgesamt 1.100 Hektar durch Beschluss des Deutschen Bundestages an die NRW-Stiftung Natur, Heimat und Kultur übertragen. Es handelt sich um ehemals militärisch genutzte Liegenschaften in der Drover Heide im Kreis Düren, in der Trupbacher Heide im Kreis Siegen-Wittgenstein, in der Steinheide im Rhein-Erft-Kreis sowie um die Buchenwälder unterhalb des Steigenberger Grandhotel auf dem Petersberg in Königswinter.

Von links nach rechts: NRW-Umweltminister Johannes Remmel, Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, NRW-Stiftungspräsident Harry Kurt Voigtsberger und BImA-Vorstandsmitglied Axel Kunze auf dem Petersberg. (Foto: Guido Déus/BImA)

„Guter Tag für den Naturschutz in NRW“

Bundesumweltministerin Barbara Hendricks: „Das ist ein guter Tag für den Naturschutz in NRW. Vier wertvolle Gebiete unseres Nationalen Naturerbes sind damit in guten Händen. Wir wollen dieses Erbe der Natur dauerhaft für künftige Generationen bewahren.“
NRW-Umweltminister Johannes Remmel: „Unser Naturerbe ist ein wertvoller Schatz direkt vor unserer Tür. Es ist aber auch ein Schatz, den es immer wieder neu zu entdecken und zu bewahren gilt. Deshalb werden wir dafür Sorge tragen, die Gebiete nicht nur zu schützen, sondern auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Naturschutz besteht eben nicht nur aus Schützen, sondern ebenso aus Erleben und Erfahren.“

„Naturschutz muss länderübergreifend stattfinden“

BImA-Vorstand Axel Kunze erklärte: „Naturschutz muss länderübergreifend stattfinden, deshalb ist er gleichsam Bundes- und Länderangelegenheit.“ Axel Kunze hob die besondere Rolle des Bundesforstes hervor: „Wir behalten mit unseren Empfehlungen zur Auswahl von NNE-Flächen den Biotopverbund in Deutschland im Auge.“
Die vier Liegenschaften, die an die NRW-Stiftung übertragen werden, sind seit eini-gen Jahren Bestandteil des so genannten Nationalen Naturerbes und stehen als überregional bedeutsame Lebensräume für bedrohte Tier- und Flächenarten größtenteils bereits unter Naturschutz. Mit der Vertragsunterzeichnung wird in Nordrhein-Westfalen die 1. Tranche zur Übertragung von NNE-Flächen aus dem Bundesbesitz abgeschlossen. Die NRW-Stiftung, dies erläuterte deren Präsident Voigtsberger, sei neben dem Land NRW die zweitgrößte Grundeigentümerin von Naturschutzflächen in Nordrhein-Westfalen. Sie habe fundierte Erfahrungen mit dem Management von solchen Gebieten und erhöhe durch die aktuelle Flächenübertragung ihr Eigentum von rund 4.800 Hektar auf nunmehr rund 6.000 Hektar, die sich landesweit auf mehr als 80 Gebietskulissen verteilen.

Heidelerche statt Haubitze

Als ehemals militärisch genutzte Liegenschaften weisen drei der jetzt übertragenen Gebiete ein Inventar von Pflanzen und Tierarten auf, das typisch ist für Truppen- und Militärübungsplätze, weil die Böden dort nicht gedüngt wurden und sich menschliche Eingriffe in Grenzen hielten. Die 632 Hektar große Drover Heide bei Düren, die noch bis Oktober 2004 als Truppenübungsplatz genutzt wurde, zeichnet sich durch ein Biotopmosaik mit Zwergstrauchheiden, Magerweiden, Borstgras und Kleinschmielenrasen aus. Hinzu kommt eine bemerkenswert hohe Anzahl störungsempfindlicher Brutvögel wie Ziegenmelker, Heidelerche und Schwarzkehlchen. Auf alten Panzertrassen haben sich über 700 Kleingewässer mit sehr seltenen Glanzleuchteralgenrasen, Strandlings- und Zwergbinsenfluren entwickelt, die viele konkurrenzschwache Pionierarten wie Heide-Zindelkraut und Pillenfarn, aber auch urtümliche Blattfußkrebse und die streng geschützte Kreuzkröte beherbergen.

Mosaik aus bodensauren Magerweiden

Auch die Hochflächen des 293 Hektar großen Standortübungsplatzes Trupbacher Heide bei Siegen, der seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr militärisch genutzt wird, umfassen ein Mosaik aus bodensauren Magerweiden, Borstgrasrasen und Zwergstrauchheiden, die mit Besenginstergebüschen verzahnt sind. Auf den Talhängen des nach Süden fließenden Trupbachs und des Wickersbachs gibt es neben Eichen-Birken-Niederwäldern auch noch einige Fichtenforste, die mittelfristig wieder in Naturwälder überführt werden sollen.
Die 71 Hektar große Liegenschaft Steinheide bei Kerpen beherbergt einen der letzten Restbestände der ehemals über 5.000 Hektar großen Bürgewälder der Jülich-Zülpicher Börde, die anderenorts durch den Braunkohletagebau fast vollständig vernichtet wurden. Hier soll sich auf längere Sicht wieder ein Mittelwald mit teils großkronigen Alteichen entwickeln, wo seltene Tierarten wie die Bechsteinfledermaus Unterschlupf finden.

Wildnisgebiet im Siebengebirge

Auch die Hänge der insgesamt 93 Hektar großen Liegenschaft Petersberg in Königswinter gehören zu den Flächen, die jetzt übertragen werden. Sie umschließen das Bundesgästehaus und gehören zu den meistfotografierten Landschaftsmotiven in der Region. Dort wachsen überwiegend ältere Hainsimsen-Waldmeister-Buchenwälder, die zum großen Teil aus durchgewachsenen Rammholzbeständen hervorgegangen sind. Sie sollen dem Wildnisgebiet Siebengebirge angegliedert werden und einen hohen Anteil an starkem Alt- und Totholz entwickeln. In Blicknähe hat die NRW-Stiftung ebenfalls Eigentum: Ihr gehört das Schloss Drachenburg, das die NRW-Stiftung mithilfe des Landes NRW in den vergangenen 20 Jahren umfassend restaurieren konnte.

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Rund 25.000 Liegenschaften, 490.000 Hektar Grundstücksfläche, davon 360.000 Hektar Wald sowie 38.000 Wohnungen repräsentieren eines der größten Portfolien Deutschlands. Das Spektrum reicht von Wohn-, Industrie- und Gewerbeimmobilien über ehemals militärische Flächen bis hin zu forst- und landwirtschaftlichen Flächen. Die Bundesanstalt führt Konversionsimmobilien der Bundeswehr und der ausländischen Streitkräfte zivilen Folgenutzungen zu. Gemeinsam mit Kommunen werden Verwertungsmodelle, Potenzial- und Marktanalysen, städtebauliche Verträge sowie Erschließungs- und Nutzungskonzepte entwickelt. Die Bundesanstalt ist die kompetente Ansprechpartnerin für die Nutzung und Verwertung von Bundesimmobilien.

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