Grünes Licht für die Renaturierung im Propsteier Wald
Das Ende des Dornröschenschlafes
Was lang währt, wird endlich gut: Auf der Konversionsfläche im Propsteier Wald rollen ab sofort die Bagger. Der Rückbau der rund 400, größtenteils bereits eingestürzten Gebäude im ehemaligen „Camp Reine Astrid“ erfolgt auf der Basis umfangreicher Fachgutachten und in enger Abstimmung mit den Landesdienststellen – insbesondere mit der Unteren Naturschutzbehörde der StädteRegion Aachen sowie mit einer externen naturschutzfachlichen Betreuung.
Für die letzten Abstimmungen kamen alle am Rückbau-Beteiligten im Propsteier Wald in Eschweiler zusammen.
Aus naturschutzfachlicher Sicht besonders wertvoll
Dort, wo im Zweiten Weltkrieg der bewaffnete Kampf tobte und nach 1945 belgische Gaststreitkräfte einzogen, kehrt nach deren Abzug 1995 jetzt bald endgültig Ruhe ein. Mehr als 50 Jahre militärische Nutzung im „Camp Reine Astrid“ und der anschließende Dornröschenschlaf der Liegenschaft erwiesen sich als wahrer Glücksfall für die Natur und den Artenschutz: Das rund 370 Hektar große Areal bietet heute rund 90 Vogelarten, darunter Schwarz- und Mittelspecht sowie Waldohreule, einen wertvollen Lebensraum. Fledermäuse fühlen sich im alten Wald mit seinen vielen offenen Bereichen ebenfalls wohl. In feuchten Senken und Tümpeln finden seltene Kröten und Molche ihren Laichgrund und auf manch offener Fläche sonnt sich sommertags bisweilen die sehr seltene Schlingnatter. Diese und viele weitere Arten werden von der Renaturierung maßgeblich profitieren.
Zukunft nun klar: Naturschutz, sanfte Erholung und erneuerbare Energien
Dabei stehen gleich mehrere Entwicklungsziele der Liegenschaft im Fokus des öffentlichen Interesses: Die Beseitigung der Gefahrenquellen für Leib und Leben, die naturverträgliche Erholungsnutzung und nicht zuletzt der besondere Schutz und die Förderung des Naturhaushaltes im Sinne der Nationalen Biodiversitätsstrategie der Bundesrepublik. Ob erneuerbare Energiequellen (Photovoltaik) auf dem Standort errichtet werden können, wird derzeit ebenfalls geprüft. Die Anlage könnte auf den ohnehin vorhandenen versiegelten Bereichen des ehemaligen Truppenlagers aufgestellt werden. Außerdem regte der Förderverein Propsteier Wald e.V. an, eine Teilfläche des Waldes für die Naherholung zu öffnen. Mit dem jetzt beschlossenen Gesamtkonzept werden die BImA als Eigentümerin und die Stadt Eschweiler den vielfältigen Nutzeransprüchen gerecht.
Der Rückbau der Gebäude ist anspruchsvoll, denn viele sind bereits ein-gestürzt (Fotos: BImA).
Investition in die Zukunft
„Mit dem Baubeginn nimmt das Projekt Fahrt auf“, freuen sich Bürgermeisterin Nadine Leonhardt und Hermann Gödde, Erster und Technischer Beigeordneter der Stadt Eschweiler, über den Auftakt zur Umsetzungsplanung. Auch Achim Urmes vom BImA-Geschäftsbereich Bundesforst ist als Projektleiter und Leiter des Fachbereichs Naturschutz im Bundesforstbetrieb Rhein-Weser mit den abgestimmten Planungen zufrieden: „Hier wird durch die Renaturierung eine bemerkenswerte und hervorragende Fläche für den Naturhaushalt, die Biodiversität und die stadtnahe Erholung entwickelt und für die Zukunft gesichert. Zudem werden in einem ausgewählten geeigneten Bereich Potentiale für die so dringend benötigten erneuerbaren Energien in Form einer Photovoltaikanlage projektiert.“
Besucherinnen und Besucher müssen noch warten
Mit dem Baubeginn steht für die BImA als verantwortliche Eigentümerin die Verkehrssicherheit in der Fläche auf der Prioritätenliste ganz oben. Neben den Gefahren durch die stark baufälligen, meist mit Schadstoffen belasteten Gebäude sowie überwachsene, gefährlich tiefe Schächte und einer nachweislich vorhandenen Kampfmittelbelastung im Boden, herrscht fortan nun zusätzlich reger Baustellenverkehr. „Wir können und wollen hier kein Risiko eingehen. Die Gefahren durch baufällige Gebäude, Schadstoffe und Munition sind lebensbedrohend. Unrechtmäßiges Betreten der Liegenschaft wird deshalb zur Anzeige gebracht“, betont Stefanie Krause von der Projektleitung des BImA-Geschäftsbereichs Portfoliomanagement. Dies gelte auch im Sinne der Stadt Eschweiler. Während der Bauphase bleibt das gesamte Gelände daher konsequent für die Öffentlichkeit gesperrt. Der bereits verstärkte und reparierte Außenzaun wird ab sofort in regelmäßigen Abständen kontrolliert. Das Ordnungsamt der Stadt Eschweiler unterstützt bei der Einhaltung des Betretungsverbots.
Die Bautätigkeiten werden sich voraussichtlich bis Ende 2022 hinziehen. Eine Öffnung des Geländes für eine naturverträgliche Erholungsnutzung ist im Anschluss auf ausgewählten und sicheren Besucherwegen geplant.