Herausforderung Bitburg – Jetzt kommt die Housing!
EXPO REAL
Bonn/München, 16. Oktober 2018. Es gibt sie noch, die ganz großen Konversionsfälle. Und die ehemalige US-Housing im rheinland-pfälzischen Bitburg ist so einer: Mehr als 62 Hektar Fläche, 1056 Wohnungen in 44 Gebäuden, Schulen, Sporthallen mit Außenanlagen, Einkaufszentrum, Klinik und zahlreiche Funktionsgebäude – das volle Programm! Nach der erfolgreichen Entwicklung des ehemaligen Militärflugplatzes Bitburg vorwiegend in den 1990er-Jahren steht nun die Umnutzung der zugehörigen Wohnsiedlung an.
Am 9. Oktober, dem zweiten Tag der EXPO REAL, diskutierten über diese besondere Liegenschaft der Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm Dr. Joachim Streit, Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels, der Geschäftsführer der mit den Planungen beauftragten FIRU mbH Andreas Jacob und der zuständige Verkaufsteamleiter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) Frank-Michael Kreis. Mit den beteiligten Personen fand sich am Stand der BImA jede Menge Wissen und Erfahrung rund um das Thema Konversion ein.
Diskutierten auf der EXPO REAL: Bürgermeister Joachim Kandels, Landrat Dr. Joachim Streit, F.I.R.U.-Geschäftsführer Andreas Jacob sowie Frank-Michael Kreis und Bernd Morneweg von der BImA (von links) (Foto: BImA).
Eine einmalige Chance für Bitburg
Seit 1995 wurde bereits der ehemalige rund 500 Hektar große NATO-Stützpunkt in Bitburg zu einem Industrie- und Gewerbeareal umgebaut. Rund 180 Unternehmen ließen sich dort mittlerweile nieder. Jetzt geht es darum, auch für die ehemalige US-Housing in unmittelbarer Nähe einen guten Umnutzungsplan zu entwickeln. Eine Schilderung der aktuellen Planungssituation „Sondergebiet-Bund“ machte die Herausforderung deutlich: Nach der Aufgabe der militärischen Nutzung wird eine komplett neue Bauleitplanung benötigt.
Die Wohnsiedlung Bitburg liegt südöstlich zwischen dem Bitburger Stadtrand und dem Stadtteil Mötsch und damit nur etwa zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt. Bitburg als Mittelzentrum wiederum gehört zum Wachstumskreis Eifel mit Zuzug in Dörfern und Städten. Stadt und Kreis haben großes Interesse an der Umnutzung des Geländes. „Die Konversion der Housing sehe ich als große Chance, um den Standort Bitburg zu stärken“, sagte Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels. Der ganze Eifelkreis könne von der Entwicklung profitieren. „Kreis und Stadt arbeiten bei dem Projekt eng zusammen. Das gibt Planungs- und Investitionssicherheit“, betonte Landrat Dr. Joachim Streit.
Bedarf an Wohnraum und Gewerbeflächen
Unterschiedliche Vorstellungen und Wünsche zu berücksichtigen, wichtige Zahlen, Daten und Fakten zu ermitteln – das ist die Aufgabe von Andreas Jacob und seiner Forschungs- und Informations-Gesellschaft für Fach- und Rechtsfragen der Raum- und Umweltplanung. Fazit der 100 Seiten starken Machbarkeitsstudie, die die FIRU erstellt hat: „Es werden 2.000 neue Wohneinheiten benötigt. Außerdem besteht eine Nachfrage für mittelständisches Gewerbe beispielsweise der Lebensmittelindustrie, Landwirtschaft und Gesundheitswirtschaft“, sagte Andreas Jacob. Gefordert sei also eine Nutzungskombination aus Wohnen, Gewerbe und Freizeit. Seine Studie betrachtet einen Zeitraum bis 2030.
Konversionsgebiet mit zahlreichen Möglichkeiten: Die ehemalige US-Housing in Bitburg erstreckt sich über mehr als 62 Hektar Fläche (Foto: Portaflug, Bernd Heller).
Flächen mit hohem Potenzial
Landrat Dr. Streit machte deutlich: „Wir wollen auf dem Konversionsgelände schnell Baurecht für unterschiedliche Nutzungen schaffen. Die Flächen sind groß, verfügen über eine gute Infrastruktur und haben hohes Potenzial. In Großstädten gibt es so etwas gar nicht mehr!“ Interessenten gäbe es bereits, jetzt müsste das Areal für Investoren vorbereitet werden, sagte Bürgermeister Joachim Kandels. Er initiierte im Rahmen der Machbarkeitsstudie Workshops mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft und berichtete von positiven Erfahrungen mit Beteiligungsverfahren in der Stadt Bitburg mit der Bevölkerung. Diese hätten zu einer „erhöhten Akzeptanz von Planungsprozessen“ beitragen. Frank-Michael Kreis von der BImA wies auf die zwei Möglichkeiten hin, die Bitburg habe: Über den Erstzugriff kaufen und mit eigenem Risiko in die zivile Nutzung überführen oder das Areal zusammen mit der BImA anentwickeln. „Gemeinsam die städtebauliche Entwicklung voranzutreiben, wäre uns mehr als Recht“, betonte er.
„Es gibt viel zu tun, packen wir’s an“
In Bezug auf die Herausforderung in Bitburg hat der Werbeslogan aus den 1980er-Jahren mehr denn je Gültigkeit und für die ehemalige US-Housing wird er bereits in die Tat umgesetzt. Die Beteiligten haben die Weichen für eine erfolgreiche Umnutzung gestellt. Welche enormen Möglichkeiten das Gelände bietet, zeigte zum Schluss der Diskussion ein kurzer, aus der Luft aufgenommener Film des Areals.