Leben im Totholz
BImA für UN-Dekade-Projekt ausgezeichnet
Imposante Größe und prächtige Färbung machen den streng geschützten Alpenbock unverwechselbar (Foto: BImA).
Bonn/Münsingen, 23. Mai 2017. Am gestrigen Tag der Biologischen Vielfalt stand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen ein Käfer im Mittelpunkt: der Alpenbock. In Deutschland hat er seinen Verbreitungsschwerpunkt in den Alpen, fühlt sich Dank eines Projekts der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) aber auch im schwäbischen Münsingen wohl. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) würdigte die Arbeit der BImA und ihres Geschäftsbereichs Bundesforst nun mit einer Auszeichnung beim Wettbewerb der UN-Dekade Biologische Vielfalt.
Der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen hat als flächenmäßig größtes Naturschutzgebiet Baden-Württembergs eine überregionale Bedeutung. Mit vielen seltenen Tier- und Pflanzenarten nimmt er eine Leuchtturmfunktion im Naturschutz ein. Die UN-Auszeichnung des Alpenbock-Projektes ist ein weiterer Beleg dafür. Für das BMUB überreichte die Parlamentarische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter die Urkunde an BImA-Vorstandsmitglied Paul Johannes Fietz.
Das Projekt
Dass sich der Alpenbock auf dem Truppenübungsplatz Münsingen angesiedelt hat, entdeckte zuerst der örtliche Revierleiter des Bundesforstbetriebes Heuberg. Das Tier ist streng geschützt und kommt in Deutschland nur in den lichten Buchenwäldern der Kalkalpen und deren Vorland und auf der Schwäbischen Alb vor. Seine imposante Größe und prächtige Färbung machen ihn unverwechselbar. Im Laufe der Zeit hat sich die Waldbewirtschaftung geändert und zu einem starken Rückgang der Art geführt. In Münsingen begann der Bundesforstbetrieb, gezielt das Brutholzangebot für den Alpenbock zu entwickeln. Geeignetes Totholz ließ er bestehen und gestaltete die Umgebung so, dass eine intensive Sonneneinstrahlung auf das tote Holz möglich ist – ideale Bedingungen für den Käfer.
Zudem trägt das Technische Hilfswerk (THW) mit seinen Sprengübungen dazu bei, dass Bruthölzer entstehen. Bei den Übungen werden die Wipfel von Buchen in einer Höhe von mehreren Metern gesprengt. Das Ergebnis sind stehendes und liegendes Totholz, eine Win-win-Situation: Das THW schult auf diesem Weg seine Spezialisten für Sprengaktionen im Katastropheneinsatz und der Alpenbock erhält neue Lebensräume.
Auszeichnung für das Alpenbock-Projekt in Münsingen (von links): Gunther Brinkmann (Leiter Bundesforst), Walter Krug (Revierleiter Bundesforstbetrieb Heuberg), Dr. Dietmar Götze (Leiter Bundesforstbetrieb Heuberg), die Parlamentarische Staatssekretärin im BMUB Rita Schwarzelühr-Sutter, BImA-Vorstandsmitglied Paul Johannes Fietz und Landrat Thomas Reumann (Foto: BImA).
Gelungene Konversion
In ihrer Ansprache zur Preisverleihung hob Rita Schwarzelühr-Sutter die hohe Bedeutung des ehemaligen Truppenübungsplatzes für den Naturschutz sowie für das Biosphärengebiet Schwäbische Alb insgesamt hervor. Das Alpenbock-Projekt sei ein gutes Beispiel für die gelungene Konversion eines ehemaligen Truppenübungsplatzes.
Paul Johannes Fietz: „Diese Auszeichnung ist erneut eine besondere Anerkennung für die Arbeit unseres Bundesforstes. Zugleich ist sie für die BImA aber auch Ansporn, sich weiterhin für die biologische Vielfalt zu engagieren.“ Besonders dankte Paul Johannes Fietz Landrat Thomas Reumann für die Unterstützung sowie dem Technischen Hilfswerk als zentralem Partner. Der Erfolg des Projekts ließe sich auch auf die beispielhafte Zusammenarbeit aller Beteiligten zurückführen.
Die Verleihung der UN-Dekade-Auszeichnung fand Im Beisein von Mitgliedern des Bundestages, des Landtages Baden-Württemberg sowie einiger Bürgermeister angrenzender Kommunen statt. Landrat Thomas Reumann betonte in seinem Grußwort die wichtige Stellung des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen im Naturschutz. Erst die Konversion des Truppenübungsplatzes habe zur Gründung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb vor rund zehn Jahren geführt.