Mischwälder trotzen dem Klimawandel

Forschungsprojekt „Klimaplastischer Bundeswald“

Bonn/Göttingen, 3. Februar 2025. Die Nachrichten von Stürmen, Trockenheit und Käferbefall in unseren Wäldern häufen sich. Wie kann der Bundeswald so umgebaut werden, dass er den klimatischen Veränderungen trotzen kann? Mit dieser Frage befasste sich ein Forschungsprojekt des BImA-Geschäftsbereichs Bundesforst und der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt (NW-FVA). Die Broschüre „Klimaplastischer Bundeswald“ fasst die Ergebnisse zusammen und soll die Bundesförsterinnen und -förster in ihrer Arbeitspraxis unterstützen.

Mischwald Naturverjüngung

Auf dem Weg zum Mischwald: Die Verjüngung wird auf dieser Fläche durch die natürliche Verjüngung von Eichen unter bestehenden Kiefern umgesetzt (Foto: BImA).

Der Bundesforst initiierte 2020 das Forschungsprojekt „Klimaplastischer Bundeswald“. „Wir wollten den Waldumbau auf eine wissenschaftliche Grundlage stellen, daher haben wir uns für eine Projektpartnerschaft mit der NW-FVA entschieden“, erklärt Markus Disztl, der das Projekt beim Bundesforst leitet. „Dabei haben wir uns die Frage gestellt: Welche Baumarten können unter den aktuellen Standortbedingungen und unter Berücksichtigung des Klimawandels in Zukunft auf einer Fläche vital wachsen?“ Ein Baumartenwechsel hin zu einem klimatoleranteren Wald ist nicht innerhalb von zehn Jahren zu erreichen, sondern eine Generationenaufgabe. Daher wird das Ende des Jahrhunderts als Klimareferenz betrachtet.

Standortswasserbilanz als Indikator

„Die NW-FVA hat einen Forschungsansatz entwickelt, der die Standortswasserbilanz als einen Indikator für die künftige Trockenstressgefährdung der Baumarten abbildet“, erklärt Dr. Maximilian Axer, Projektkoordinator der NW-FVA. Der Ansatz findet schon in Hessen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein Anwendung. „Wir haben das etablierte Datenmodell aufgegriffen und auf die Liegenschaften des Bundes angepasst.“ In den Datengrundlagen werden auch sieben Klimaprojektionen des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) berücksichtigt. Die Institution der Vereinten Nationen, auch als Weltklimarat bekannt, gibt in regelmäßigen Abständen wissenschaftliche Sachstandsberichte heraus. „Für uns ist es aus waldbaulicher Sicht sehr interessant, die komplette Bandbreite dieser Klimaprojektionen in unser Modell zu integrieren, weil wir damit auch eine Risikoabstufung vornehmen können“, erläutert Markus Disztl.

Waldbauschulungen vor Ort

Waldbauschulungen vor Ort bringen die Theorie in die Praxis (Foto: NW-FVA).

Ziel: strukturreiche Mischwälder

Das Forschungsprojekt machte deutlich: Strukturreiche Mischwälder profitieren von einer Risikostreuung und können potenzielle Schäden besser bewältigen. Manche Baumarten wie etwa die Eiche oder die Tanne gewinnen deshalb an Bedeutung, da sie resistenter gegen Trockenheit sind, andere wie etwa die Fichte treten deutlich zurück. Die ausführlichen Ergebnisse sind zusammen mit einem Katalog von 34 Waldentwicklungstypen in einer Publikation zusammengefasst. Das Datenmodell ist auch in der Bundesforst-App des BImA-eigenen Geoinformationssystems BImaps hinterlegt und enthält konkrete Empfehlungen zu Baumarten: So erkennen die Bundesförsterinnen und -förster auf einen Blick, welche Waldentwicklungstypen auf dem jeweiligen Standort infrage kommen und welche Risikoeinstufung der Klimarobustheit sie aufweisen. Wenn neue Klimadaten veröffentlicht werden, können diese im Sinne einer dynamischen Planung berücksichtigt werden.

Konkrete Empfehlungen für jede Fläche

Die Ergebnisse des Projekts fließen in die mittelfristige Betriebsplanung der Bundesforstbetriebe ein, die alle zehn Jahre für die Waldbewirtschaftung erstellt wird. Dabei wird für jede Unterfläche definiert, welcher Waldentwicklungstyp angesteuert werden soll. Das neue System zeigt die Optionen auf dieser Fläche zusammen mit den Risikoskalierungen auf – ,sehr klimarobust´, ,klimarobust´ oder ,bedingt klimarobust´. Vor Ort werden zudem noch die betrieblichen Aspekte berücksichtigt wie etwa die Anforderungen an den Funktionswaldbau, naturschutzfachliche Auflagen oder Lebensraumtypen, die der Bundesforst erhalten will.

Die Broschüre „Klimaplastischer Bundeswald“ ist hier zu finden.