Naturschutzengagement der BImA und der Landwirtschaftlichen Rentenbank als UN-Dekade-Projekt ausgezeichnet

Im Land der Wildkatzen und Baumriesen

Bonn/Friedberg, 13. Oktober 2020. Der Naturschutz hat Vorrang im Wald Buchenborn bei Friedberg-Ockstadt in Hessen. Seit vier Jahren setzt dort die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gemeinsam mit der Landwirtschaftlichen Rentenbank zahlreiche Projekte zur Förderung der Biodiversität und des Artenschutzes um. Für diese Arbeit erhielten die Partner nun die Auszeichnung als UN-Dekade-Projekt. Oliver Conz, Staatssekretär im hessischen Umweltministerium, überreichte symbolisch den „Baum der Vielfalt“ an BImA-Vorstandsmitglied Paul Johannes Fietz und an Nikola Steinbock, Bereichsvorstand für das Fördergeschäft der Landwirtschaftlichen Rentenbank.chutzprojekte.

Hessens Umwelt-Staatssekretär Oliver Conz (Mitte) überreichte die Urkunde zur Auszeichnung als UN-Dekade-Projekt an Nikola Steinbock, Bereichsvorstand für das Fördergeschäft der Landwirtschaftlichen Rentenbank, und BImA-Vorstandsmitglied Paul Johannes Fietz (Foto: BImA).

„Die BImA unterstützt mit ihrem Geschäftsbereich Bundesforst seit vielen Jahren auf ihren Liegenschaften die Umsetzung der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Die heutige Auszeichnung als UN-Dekade-Projekt unterstreicht diese wichtige Arbeit und zeigt, was hier gemeinsam für den Artenreichtum erreicht wurde“, betont BImA-Vorstandsmitglied Paul Johannes Fietz.

„Als Förderbank für die Agrar- und Ernährungswirtschaft sowie die Forstwirtschaft sind uns Nachhaltigkeit und Biodiversität wichtige Anliegen. Deshalb sind wir sehr froh, dieses besondere Projekt gemeinsam mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben durchführen zu können. Wir wollen damit zeigen, welchen Beitrag eine behutsame ökologische Waldbewirtschaftung zum Natur- und Artenschutz und damit für unser aller Lebensraum leisten kann“, so Nikola Steinbock, Bereichsvorstand der Rentenbank.

Der symbolische „Baum der Vielfalt“ zeichnet unter anderem drei Einzelprojekte aus, die im Bundesforstbetrieb Schwarzenborn umgesetzt werden.

Alte Baumriesen

Das Projekt „Baumriesen“ hat über tausend alte und großkronige Einzelbäume auf einer Fläche von 500 Hektar im Buchenborner Wald unter Prozessschutz gestellt. Die wertvollen Einzelbäume bleiben in ihrer natürlichen Entwicklung im und mit dem Waldökosystem ungestört.

In der Vergangenheit wurden diese Bäume oft geschlagen, bevor sie ihr natürliches Alter von über 300 Jahren erreichen konnten. Sie spielen im Ökosystem jedoch eine wesentliche Rolle: Sie bieten wie ein Schirm Schutz vor Frost sowie zu viel Sonne und tragen damit entscheidend zur natürlichen Verjüngung des Waldes bei. Bis zu ihrem natürlichen Zerfall bieten sie auch zahlreichen Lebewesen ein Zuhause, darunter Vögeln, Fledermäusen und Käfern.

Romantik im „Caspar-David-Friedrich-Wald“

Die Waldweide als frühe Nutzungsform alter Wälder war Bindeglied zwischen Forst- und Landwirtschaft. „An den Eichen wächst der beste Schinken“ hieß das Motto der Schweinehirten des Mittelalters. Im „Caspar-David-Friedrich-Wald“ von Buchenborn wird die Waldweide imitiert: Die Baumbestände werden aufgelichtet und durch Mahd das Wachstum neuer Bäume behindert. Dadurch fällt mehr Licht auf den Waldboden, wovon lichtbedürftige Pflanzen und Tiere profitieren. 

Auf leisen Pfoten

Wo kleine Nager sich zwischen Beeren, Eicheln und Bucheckern wohlfühlen, ist sie nicht fern: die Europäische Wildkatze (Felis silvestris). Sie kommt heute wieder in einigen großräumigen Waldlandschaften mit ausgeprägten Saumstrukturen und Lichtungen Deutschlands vor. Nach wie vor gilt sie in ihrem Bestand aber als gefährdet und ist daher streng geschützt. Zerschneidungen der Landschaft durch Straßen- und Siedlungsbau begrenzen ihren natürlichen Aktionsradius dramatisch. Umso mehr profitiert die versteckt lebende Art von dem naturnahen und strukturreichen Wald, den sie nahe Friedberg-Ockstadt vorfindet. Für ihren hohen Anspruch an Deckung findet sie dort Baumhöhlen und Totholzhaufen. Der großflächige, zusammenhängende Waldkomplex bietet außerdem viel Ruhe und Raum für die Aufzucht von Nachwuchs.

Zur Überwachung der Population werden jedes Jahr mit Baldrian versetzte, sogenannte Lockstäbe aufgestellt, an denen die Wildkatzen ihr Revier markieren. Die an den Bürsten der Stäbe hinterlassenen feinen Katzenhaare werden regelmäßig durch das Senckenberg Forschungsinstitut genetisch analysiert und dokumentiert.

UN-Dekadeprojekte biologische Vielfalt

Die Initiative UN-Dekade biologische Vielfalt wurde 2011 von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Sie soll sensibilisieren und Aufmerksamkeit für den Erhalt und Schutz der Artenvielfalt schaffen, die in fast allen Ländern der Erde rückläufig ist. Bis zum Ende des Jahres 2020 werden in ihrem Namen besonders gelungene Aktivitäten und Projekte wie „Der Wald der Baumriesen und Wildkatzen“ unter dem Motto „leben.natur.vielfalt“ ausgezeichnet.

Zur Geschichte der Liegenschaft

Bis zum Abzug der in Friedberg stationierten 1. Panzerdivision im Jahr 2008 wurde das Waldgebiet rund um den Winterstein von den US-Streitkräften genutzt. Schon vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges war der Wald von Buchenborn Exerzier- und Schießplatz. Mit Frei- und Rückgabe des Waldes durch das amerikanische Militär im Jahre 2008 hat der Geschäftsbereich Bundesforst der BImA die Betreuung der Fläche übernommen. Heute ist der Wald das Herzstück verschiedener Naturschutzprojekte.