Starkes Netzwerk für den Naturschutz

Erste Fachtagung des Naturerbe-Rates

Bonn/Dessau-Roßlau, 30. Oktober 2019. Seit über zehn Jahren gibt es das Nationale Naturerbe (NNE) jetzt schon. Seine naturschutzfachlich wertvollen Flächen sind dauerhaft und ausschließlich dem Naturschutz gewidmet. Zu diesem Zweck hat sie der Bund zu großen Teilen an Länder, Stiftungen und Verbände übertragen. Um den Austausch und die Vernetzung untereinander zu fördern, haben die Akteure des NNE den Naturerbe-Rat gegründet. Am 29. und 30. Oktober fand nun die erste Fachtagung des Gremiums auf der Naturerbefläche Oranienbaumer Heide in Sachsen-Anhalt statt. Thema war das „Management halboffener Landschaften“.

Die erste Fachtagung des Naturerbe-Rates fand auf der Naturerbefläche Oranienbaumer Heide in Sachsen-Anhalt statt (Foto: BImA).

 „Der Naturerbe-Rat bietet den zahlreichen Akteurinnen und Akteuren im Nationalen Naturerbe eine Plattform, um Synergieeffekte zu nutzen und weiterzuentwickeln“, lobte Dr. Christiane Paulus, Abteilungsleiterin im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, den Mehrwert des vor einem Jahr gegründeten Gremiums. Um Synergieeffekte durch den Austausch von Fachwissen und Erfahrungen ging es daher auch bei der ersten Fachtagung in der Oranienbaumer Heide.

Experten aus ganz Deutschland

Aufgrund ihrer strukturellen und ökologischen Vielfalt zeichnen sich halboffene Landschaften durch eine hohe Biodiversität mit vielen seltenen und schützenswerten Tier- und Pflanzenarten aus. Insbesondere auf ehemaligen militärischen Liegenschaften wie der Oranienbaumer Heide gibt es viele entsprechende Übergangsbereiche zwischen Offenland und Gehölzbeständen. In der durchschnittlichen Kulturlandschaft findet sich hingegen eine strikte Wald-Offenland-Trennung ohne diese strukturelle und biologische Vielfalt.

Auf der Exkursion in der Oranienbaumer Heide (von links): Leiter des BImA-Geschäftsbereiches Bundesforst Gunther Brinkmann, fachliche Leiterin der DBU Naturerbe GmbH Susanne Belting, Vorsitzender der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe Christian Unselt und Leiter des Bundesforstbetriebes Mittelelbe Heinrich Menkhaus.

Bleiben halboffene Landschaften dauerhaft sich selbst überlassen, entsteht darauf wieder Wald, der die vorhandenen Freilandlebensräume ablöst. Deshalb ist das Management derartiger Flächen durch extensive Beweidung oder mechanische Pflege so wichtig. Wie es naturschutzgerecht umgesetzt werden kann, diskutierten rund 100 Experten aus ganz Deutschland.

Fachvorträge und Diskussion

Neben Spezialisten der DBU Naturerbe GmbH und des Bundesamtes für Naturschutz referierte auch ein Vertreter des Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz. Beschäftigte der Hochschule Anhalt, der Firma Buhl Natur GmbH und des Geschäftsbereiches Bundesforst der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) rundeten die Diskussionen mit Berichten aus der Praxis über durchgeführte Managementmethoden ab.

Im Mittelpunkt der Vorträge und Gespräche standen zwei ökologisch wertvolle DBU-Naturerbeflächen: die Oranienbaumer Heide, auf der Beweidungsprojekte mit Rindern und Pferden laufen, sowie der Stegskopf in Rheinland-Pfalz, der mit technischem Gerät gepflegt wird. Das DBU Naturerbe ist eine gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Ein Vertreter des Deutschen Naturschutzrings führte durch das Tagungsprogramm und moderierte die abschließenden Diskussionen zu den Themen.

Die naturschutzfachlich wertvollen Flächen des NNE sind dauerhaft und ausschließlich dem Naturschutz gewidmet (Foto: BImA).

Einblicke in die Praxis

Am zweiten Tag besuchten die Teilnehmer die Oranienbaumer Heide, die sich über rund 2.200 Hektar von Möhlau im Süden bis Oranienbaum im Norden erstreckt. Die fachliche Betreuung der Fläche, die Försterinnen und Förster des Bundesforstes im Auftrag des DBU Naturerbes durchführen, ist in einem umfassenden Naturerbe-Entwicklungsplan zusammengefasst, der die Maßnahmen der kommenden zehn Jahre auf der Fläche beschreibt. „Das rund 850 Hektar große Offenland ist ein Mosaik wertvoller Lebensräume, welches wir durch ganzjährige Beweidung mit Heckrindern und Konik-Pferden für viele gefährdete Tier- und Pflanzenarten erhalten“, betonte Susanne Belting, fachliche Leiterin des DBU Naturerbes.

Die Exkursion zeigte, wie die Beweidung Lebensräume für seltene Arten wie beispielsweise Neuntöter, Raubwürger und Wiedehopf geschützt und erhalten werden können. Weiteres Thema war die hohe Bedeutung der eng verzahnten Zusammenarbeit zwischen Flächeneigentümern und wissenschaftlichen Institutionen, um die durchgeführten Maßnahmen zu evaluieren und so den Erfolg der Managementmaßnahmen sicherzustellen und zu dokumentieren.

Wertvolles Netzwerk

Gunther Brinkmann, Leiter des BImA-Geschäftsbereichs Bundesforst und Mitglied des Naturerbe-Rates, zeigte sich über den fachlichen Austausch sehr erfreut: „Mit seiner ersten Fachtagung ist der Naturerbe-Rat als Netzwerk auf dem richtigen Weg, um die gemeinsamen Ziele zu erreichen. Im Fokus steht dabei, die national bedeutsamen Naturschutzflächen nach den Maßgaben des Naturschutzes zu schützen und so auch für künftige Generationen zu bewahren.“

 

Hintergründe

Nationales Naturerbe:

Das Nationale Naturerbe umfasst mittlerweile rund 156.000 Hektar naturschutzfachlich wertvolle Flächen. Hierzu zählen ehemals militärisch genutzte Gebiete, das „Grüne Band“ entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze, Flächen aus dem DDR-Volksvermögen sowie stillgelegte Braunkohletagebaue in Ostdeutschland. Der Bund überträgt das Nationale Naturerbe unentgeltlich an die Länder, die Deutsche Bundesstiftung Umwelt sowie Naturschutzverbände und -stiftungen, um die Flächen dauerhaft dem Naturschutz zu widmen. Ein Teil der Flächen verbleibt im Bundeseigentum.

Naturerbe-Rat:

Der Naturerbe-Rat ist ein Zusammenschluss der Hauptakteure im Nationalen Naturerbe, die sich gemeinsam für die Naturerbeflächen engagieren. Er wurde auf Anregung des Bundesumweltministeriums im Jahr 2018 gegründet. Der Rat hat sich zwei Schwerpunkte gesetzt: Zum einen soll die Kommunikation, der Austausch und die Abstimmung zwischen den einzelnen Akteurinnen und Akteuren im Naturerbe sichergestellt werden. Zum anderen soll das Nationale Naturerbe als bedeutendes, dauerhaftes und akteursübergreifendes Naturschutzprojekt in der Öffentlichkeit weiter bekannt gemacht werden.

Im Naturerbe-Rat vertreten sind:

  • Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU)
  • Bundesamt für Naturschutz (BfN)
  • Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA)
  • DBU Naturerbe GmbH der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU)
  • Deutscher Naturschutzring (DNR)
  • Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Naturschutz, Landschaftspflege und Erholung (LANA)