Video zeigt die neuen „letzten Häuser vor England“
Verkauf einer BImA-Fläche ermöglicht neuen Helgoländer Wohnraum
Bonn/Helgoland, 22. Januar 2021. Wohnraum auf Deutschlands einziger Hochseeinsel ist knapp und teuer. Doch im vergangenen Sommer hatte die Gemeinde Helgoland Grund zum Feiern: 68 Wohnungen in klimagerechten und ökologischen Häusern wurden bezogen. Entstanden sind sie auf einem Grundstück, das einmal der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) gehört hat. Mit dem Verkauf an die Kommune hat die BImA aktiv zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum beigetragen. Ein Video zeichnet nun den Weg nach, wie aus einer bloßen Idee ein neues Wohnviertel an der roten Steilküste wurde.
Im vergangenen Sommer sind die letzten Bewohnerinnen und Bewohner eingezogen. Die 68 neuen Wohnungen bieten bezahlbaren Wohnraum für die rund 1.500 Insulanerinnen und Insulaner (Foto: BImA).
„Andere Flächen, die sich für den Wohnungsbau eignen, sind auf Helgoland gar nicht mehr vorhanden“, fasst Sebastian Hoff die Lage vor Ort zusammen. Der Kieler BImAner war für den Verkauf auf Helgoland zuständig und betont, welche Bedeutung das ehemalige BImA-Grundstück zwischen Schule und Leuchtturm für die Gemeinde hatte. Und auch knapp sechs Jahre nach dem erfolgreichen Verkauf immer noch hat. Fast 30 Prozent der Insel befanden sich einst im Eigentum des Bundes, das meiste davon hat er in den vergangenen Jahren an die Gemeinde veräußert. Darunter Flächen im sogenannten Unterland, Grünflächen und eben jene rund 7.000 Quadratmeter auf dem Oberland, auf denen jetzt, nach rund zwei Jahren Bauzeit, ein neues Wohnviertel steht. „Die BImA konnte hier einen wichtigen Beitrag leisten, dass –auf der Insel neuer und bezahlbarer Wohnraum geschaffen wurde. Wir sind froh, dass wir unser Know-how darüber hinaus auch bei der Kampfmittelräumung einbringen konnten“, sagt das zuständige Vorstandsmitglied der BImA Paul Johannes Fietz.
Herausforderung: Altlasten
2012 machte Helgoland einen wichtigen Schritt hin zur Entwicklung des neuen Quartiers: „Damals hatte die Gemeinde den entsprechenden Bebauungsplan geändert. Aus den Brachflächen der BImA wurde Bauland“, erläutert Sebastian Hoff. Allerdings wusste niemand, wie stark das Grundstück mit Kampfmitteln belastet ist. Denn kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges bombardierten alliierte Flugzeuge die Insel massiv und auch die Wehrmacht hatte große Teile zur Abwehr vermint. Die Insel war unbewohnbar geworden, die Einheimischen wurden evakuiert. Noch in den Folgejahren nutzten die britischen Streitkräfte die Insel als Übungsplatz für Bombenabwürfe. Erst in den 1950er-Jahren kehrten die Helgoländerinnen und Helgoländer zurück. Wo die Insel nicht bebaut ist, kann bis heute Munition im Boden liegen.
Rund hundert Meter von der Steilküste entfernt haben Helgoländer Familien ein neues Zuhause gefunden (Foto: BImA).
„Zwar ist die Kampfmittelräumung für die BImA Routine, doch was ist auf Helgoland schon Routine“, sagt Sebastian Hoff. Unterlagen über betroffene Flächen fand der beauftragte Kampfmittelräumdienst fast nur noch in amerikanischen Archiven. Man hat also auch selbst sondiert und Schächte gegraben. „Oft mit der Hand, weil schweres Gerät nicht auf das Oberland gebracht werden kann“, berichtet Sebastian Hoff, der mittlerweile im Geschäftsbereich Facility Management für Liegenschaften der Bundeswehr zuständig ist. Letzte Verkaufsflächen auf der Insel betreut er aber weiterhin. „Die Gespräche fanden stets auf Augenhöhe statt und waren außerordentlich konstruktiv“, ergänzt Sebastian Hoff. Im Mai 2014 haben BImA und Gemeinde den Kaufvertrag dann abgeschlossen.
Serieller und bezahlbarer Wohnraum
Da sich kein Investor für die neuen Wohnungen fand, entschloss sich die Gemeinde, die Liegenschaft selbst zu entwickeln. Ein dänisches Architektenbüro zeichnete die Pläne für die Häuser in Modulbauweise, deren Einzelteile in Polen gefertigt wurden. Die Herausforderung: Die Teile durften nur so groß sein, dass sie per Schiff auf die Insel und anschließend mit dem Schlepper bis zum Baufeld am Leuchtturm gefahren werden konnten. Denn die Insel ist nicht nur klein, sondern auch autofrei. „Im Video sieht man nicht nur die Fertigung und den Transport sehr gut. Man schaut auch den Bauarbeitern zu, wie sie die Module vor Ort verschrauben, so dass sie sprichwörtlich zur letzten Häuserreihe vor England werden“, erläutert Sebastian Hoff. Das Bauprojekt auf Helgoland ist damit auch ein plastisches Beispiel für die Umsetzung von modularem und seriellem Wohnungsbau. Im Rahmen ihres Wohnungsneubauprogramms plant die BImA ebenfalls, überall dort auf solche Bauweisen zurückzugreifen, wo es die Grundstücksbeschaffenheit und das Baurecht zulassen. „Das erste Modulbauunternehmen wird bereits in einem Pilotprojekt in Aschaffenburg für uns tätig“, erklärt Paul Johannes Fietz. Es sei geplant, kündigt das für die Wohnraumoffensive zuständige Vorstandsmitglied an, auch über diese Eigenbaumaßnahme der BImA einen Kurzfilm zu erstellen.
Das Video über Helgolands neues Leuchtturmviertel können Sie sich in unserem Videoservice anschauen.