Waldbrand bei Lübtheen gelöscht
Schutzstreifensystem auf mehr als 40 Kilometern Länge
Bonn/Lübtheen, 19. Juni 2023. Der Waldbrand auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern konnte relativ schnell unter Kontrolle gebracht werden – auch aufgrund des neuen Waldbrandschutzkonzepts, das der Geschäftsbereich Bundesforst der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) infolge der Ereignisse des Jahres 2019 erarbeitet hat. Am vergangenen Freitag rückten die letzten Einsatzkräfte ab und der Bundesforstbetrieb Trave hat die Waldbrandnachsorge übernommen. Die BImA hat seit 2019 in Lübtheen mehr als fünf Millionen Euro in den Waldbrandschutz investiert.
Der Waldbrand war am 12. Juni 2023 auf dem zur Liegenschaft Lübtheen gehörenden Marinearsenal Jessenitz ausgebrochen und hatte sich innerhalb von 24 Stunden auf etwa 100 Hektar Fläche ausgedehnt. Zur Brandursache ermittelt die Kriminalpolizei. 188 Löschkräfte waren im Einsatz. Der Landkreis Ludwigslust-Parchim rief den Katastrophenalarm aus. Der Ort Volzrade musste aus Sicherheitsgründen vorübergehend evakuiert werden, jedoch konnten die 160 Bewohnerinnen und Bewohner bereits am 14. Juni wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Waldbrandschutzstreifen bremsen das Feuer aus. In Lübtheen haben sie sich bewährt.
Neues Waldbrandschutzkonzept zeigt Wirkung
„Dass sich der Brand nicht noch großflächiger entwickeln konnte und verhältnismäßig schnell unter Kontrolle zu bekommen war, ist nicht nur glücklichen Umständen zu verdanken. Die Einsatzkräfte waren mit geländegängigen Löschfahrzeugen und spezieller Bewässerungstechnik deutlich besser ausgerüstet. Dies und die umfangreichen Maßnahmen im Rahmen des neuen Waldbrandschutzkonzeptes des Bundesforstbetriebes Trave haben entscheidenden Ausschlag gegeben“, sagte der designierte Bundesforst-Leiter Burkhard Schneider.
Erinnerungen an 2019 wurden wach
Bereits vor vier Jahren war der ehemalige Truppenübungsplatz Lübtheen durch das bis dahin größte Waldbrandereignis in Mecklenburg-Vorpommern bundesweit in den Schlagzeilen. Damals brannten fast 1.000 Hektar Wald, die erst nach mehreren Tagen gelöscht werden konnten. Ein Großaufgebot von mehr als 3.000 Einsatzkräften aus Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Bundeswehr, Polizei, örtlichen Landwirten und zahlreichen weiteren Unterstützern aus dem ganzen Bundesgebiet waren im Einsatz. Damals mussten mehr als 700 Menschen aus vier Ortschaften vorübergehend ihr Zuhause verlassen.
Umfangreiche Analyse des Bestandes
Noch während des Waldbrandes 2019 hatte der Vorstand der BImA eine Taskforce Waldbrandschutz einberufen, der Expertinnen und Experten der Geschäftsbereiche Bundesforst und Portfoliomanagement angehörten. Aufgabe der Taskforce war es, den Waldbrandschutz auf kampfmittelverdächtigen Flächen im Hinblick auf die Auswirkungen des Klimawandels zu überprüfen und angepasste Maßnahmen zu entwickeln. Klimatische Veränderungen in Deutschland und zunehmende Witterungsextreme, insbesondere sehr warme und trockene Sommer, führen zu einer steigenden Waldbrandgefahr. Insbesondere auf kampfmittelbelasteten Flächen bereiten die Waldbrandbekämpfung und die Waldbrandnachsorge erhebliche Probleme, sodass die Brandereignisse schwerer beherrschbar werden. Um diesen Gefahren mittels eines vorbeugenden Waldbrandschutzes bestmöglich vorzubeugen, erarbeitet die BImA verstärkt Waldbrandschutzkonzepte auf kampfmittelverdächtigen Flächen in der Eigentümerverwaltung des Geschäftsbereichs Bundesforst.
Sämtliche potenziell gefährdete Wirtschaftseinheiten wurden bezüglich Waldbrandgefährdung und Kampfmittelrisiko analysiert und für jede Liegenschaft wurden spezielle Maßnahmenvorschläge und Arbeitshilfen entwickelt sowie Handlungsanweisungen herausgegeben. „Im Ergebnis wurden knapp 60.000 Hektar Liegenschaftsfläche identifiziert, für die angepasste Waldbrandschutzkonzepte zu erarbeiten, mit den zuständigen Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben abzustimmen und schließlich umzusetzen sind“, resümierte Burkhard Schneider.
15 neue Löschwasserbrunnen
Auch für die Liegenschaft Lübtheen wurde ein solches Waldbrandschutzkonzept erarbeitet, abgestimmt und in weiten Teilen bereits umgesetzt. Die darin vorgesehenen Wundstreifen, sogenannte Waldbrandschutzstreifen, sind weitestgehend bereits realisiert. Begonnen wurde mit der Anlage von Waldbrandriegeln zunächst im Bereich der Ortschaften. Insgesamt beläuft sich das Schutzstreifensystem auf mehr als 40 Kilometer Länge. 15 neue Brunnen ergänzen die Löschwasserentnahmestellen und zwei neue Pumpenaggregate leisteten der Feuerwehr gute Dienste. Insgesamt hat die BImA allein für die Liegenschaft Lübtheen mehr als fünf Millionen Euro in den Waldbrandschutz investiert.
Einsatz im Wald: In Lübtheen löschte die Feuerwehr mit dem nötigen Sicherheitsabstand (Fotos: BImA).
Hohe Brandlast
Der Waldbrand im Jahr 2019 führte auf der Liegenschaft, die Bestandteil des Nationalen Naturerbe Deutschlands ist, dazu, dass Kiefernwälder großflächig abgestorben sind. „Auch durch die Brandlast des trockenen Totholzes entstanden offenbar erheblich höhere Temperaturen als beim Brand der 2019, was zur vermehrten Detonation im Boden verbliebener Kampfmittel führte. Dennoch hat das neue Waldbrandschutzkonzept auch unter diesen erschwerten Bedingungen bestehen können“, betont Burkhard Schneider.
Aber warum sind die Kampfmittel eigentlich immer noch im Boden? Diese Frage wird nicht nur bezüglich des ehemaligen Truppenübungsplatzes Lübtheen, sondern zu zahlreichen ehemaligen Übungsplätzen bundesweit immer wieder gestellt. Leider lassen sich die Hinterlassenschaften des Zweiten Weltkrieges oder einer militärischen Geländenutzung nicht vollflächig beseitigen. Allein die nicht mehr dienstlich genutzten Liegenschaften der BImA weisen auf rund 105.000 Hektar einen Kampfmittelverdacht auf. Die vollständige Kampfmittelräumung wäre angesichts des dafür erforderlichen Ressourcenbedarfs eine Jahrhundertaufgabe und weder verhältnismäßig noch vernünftig – schließlich wäre dies zudem mit massiven Eingriffen in Natur und Landschaft verbunden. Gerade auf Waldflächen ist diese besonders erschwert. Für die vollständige Sondierung und Räumung von Kampfmitteln wäre sämtliche Vegetation einschließlich des Baumbestandes und der Wurzelstöcke zu beseitigen. Mit verheerenden Auswirkungen auf den Naturhaushalt und nicht zuletzt auf den Klimaschutz.
Konzentration auf die Infrastruktur für die Waldbrandprävention
Aus diesem Grunde werden die begrenzten Kapazitäten zu Kampfmittelräumung auf die Infrastrukturen für den vorbeugenden Waldbrandschutz gelenkt. Dies sind die in den Waldbrandschutzkonzepten festgelegten Wege, Plätze, Ortsrandlagen, Schneisen und Streifen, die auf Kampfmittelrisiken überprüft und geräumt werden. Nur so ist es überhaupt möglich, in überschaubaren Zeiträumen maßgebliche Verbesserungen auf zahlreichen waldbrandgefährdeten BImA-Liegenschaften in ganz Deutschland umzusetzen.
Nach dem Löschen des Waldbrandes in Lübtheen durch die Feuerwehr übernimmt der Bundesforstbetrieb die Waldbrandnachsorge. Im vorliegenden Fall überwachen Doppelstreifen die Brandfläche rund um die Uhr. Sie halten Ausschau nach schwelenden Glutnestern oder wieder aufflammenden Brandstellen und melden diese umgehend. Dabei hat der Bundesforstbetrieb Trave die Unterstützung eines land- und forstwirtschaftlichen Lohnunternehmers eingekauft, der mit Tankwagen ständig 70.000 Liter Löschwasser zum mobilen Einsatz bereithält.
„Die Kolleginnen und Kollegen des Bundesforstbetriebs Trave haben in den letzten Tagen die Einsatzkräfte mit großer Einsatzbereitschaft Motivation unterstützt. Und sie stehen noch immer vor großen Herausforderungen im Rahmen der Waldbrandnachsorge. Dafür gilt Ihnen und allen Einsatzkräfte vor Ort unser ganz großer Dank“, sagt Burkhard Schneider.