Waldbrandprävention, Konversion und Kampfmittelräumung
Christian Lindner informiert sich über die Aufgaben der BImA und des Bundesforstes
Bonn/Wittstock/Dosse, 24. August 2022. Kürzlich hat Bundesfinanzminister Christian Lindner die Wittstock-Ruppiner Heide im Nordwesten von Brandenburg besucht, die durch den Bundesforst betreut wird. Auf dem Rundang über den auch als „Bombodrom“ bekannten ehemaligen Truppenübungsplatzes der Sowjetarmee standen neben den besonderen Herausforderungen der Kampfmittelräumung auch die Fragen nach den Rahmenbedinungen für eine gelungene Konversion und Maßnahmen der Waldbrandprävention im Fokus.
Die Wittstock-Ruppiner Heide in Brandenburg ist eine Liegenschaft mit besonderer Vergangenheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg richteten die Streitkräfte der Sowjetunion in einem Wald- und Heide-Areal zwischen Wittstock und Neuruppin einen Truppenübungsplatz ein, der insgesamt etwa 12.700 Hektar umfasste. Nach dem Abzug der Russen 1994 übernahm die Bundeswehr den Platz und übte dort bis 2009. Seit 2011 ist die BImA Eigentümerin der Fläche. Nur ein Jahr später wurde ein 4000 Hektar großes Areal der Heide als Fläche des Nationales Naturerbes ausgewiesen und an die Heinz Sielmann Stiftung übertragen. Nach der Kampfmitteluntersuchung und -beräumung dieser Flächen sind heute 16 Kilometer lange Wanderwege für die Öffentlichkeit zugänglich. Für die naturschutzfachliche und wirtschaftliche Betreuung der Gesamtfläche ist der Bundesforstbetrieb Westbrandenburg zuständig.
Stefan Ramge (v. links), Leiter der für die BImA zuständigen Abteilung im Bundesministerium der Finanzen und Bundesfinanzminister Christian Lindner im Austausch mit Rainer Entrup, dem Leiter des Bundesforstbetriebes Westbrandenburg (Fotos: Photothek.net).
Eine vielfältig genutzte Fläche
Bei seinem Besuch in Wittstock wurde Christian Lindner unter anderem von Stefan Ramge, dem Leiter der für die BImA zuständigen Abteilung VIII im Bundesministerium der Finanzen begleitet. Nach der Begrüßung durch Vorstandsmitglied Paul Johannes Fietz und Bundesforst-Leiter Gunther Brinkmann führte Rainer Entrup, Leiter des Bundesforstbetriebes Westbrandenburg, den Bundesfinanzminster und sein Team über die Liegenschaft. An der ersten von fünf Stationen erläuterte Entrup die Organisationsstruktur seines Bundesforstbetriebes. Im Gelände der Wittstocker Heide beschrieb er außerdem das Spannungsverhältnis, dass sich bei den unterschiedlichen Interessen zur Nutzung der Liegenschaften der BImA ergibt. „Neben der Nutzung für den Ausgleich von Flächeninanspruchnahmen für Bauvorhaben des Bundes, stehen nicht nur die Land- und Forstwirtschaft, sondern auch die Entwicklung für erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Windkraft für diese Flächen im Fokus“, erläutert Entrup.
In luftiger Höhe
Anschließend ging es hoch hinaus: Der Heideturm ist ein Aussichtspunkt in der offenen Landschaft der Wittstock-Ruppiner Heide und ein wichtiges Symbol für den vom Landkreis Ostprignitz-Ruppin geförderten Tourismus. Der Blick von der 15 Meter hohen Plattform ermöglichte allen Beteiligten einen Eindruck von der Weite und Ruhe der Landschaft. In luftiger Höhe diskutierten die Vertreter der BImA mit Bundesfinanzminister Lindner die Bedeutung der Kommunikationsstrukturen zwischen Ländern, Kommunen und dem vor Ort zuständigen Bundesforstbetrieb. Alle Beteiligten waren sich einig, dass nur durch regen Austausch die geplanten „grünen“ Konversionsprojekte gelingen können. „Der Teil des Nationalen Naturerbes, der von der Heinz Sielmann Stiftung betreut wird, bot uns wortwörtlich als blühendes Beispiel die ideale Kulisse für unseren Austausch über gelungene Konversion und den Erhalt wertvoller Heidelandschaft“, berichtet Rainer Entrup.
Inspizierten die Bombenfunde an der Räumstelle (von links): Christian Lindner, Stefan Ramge, Projektsteuerer der Räumstelle Dr. Kay, BImA-Vorstandsmitglied Paul Johannes Fietz und Bundesforst-Spartenleiter Gunther Brinkmann.
Explosives Erbe
Eine Besonderheit stellte der Besuch der Räumstellen zur Beseitigung von Streuwaffen nach dem OSLO-Abkommen dar. Der 2010 in Kraft getretene völkerrechtliche Vertrag über ein Verbot zum Einsatz, Herstellung und Weitergabe von Streumunition sieht auch die Zerstörung und Beseitigung vorhandener Munition vor. Um dieser besonderen Verantwortung gerecht zu werden, sind in der Wittstock-Ruppiner Heide mehr als 220 Frauen und Männer von drei Unternehmen für die BImA im Einsatz, um die gefährliche Munition zu beseitigen. Entsprechend groß ist das Aufkommen an geborgener Munition, die bewertet, gelagert und vernichtet werden muss. Dieses Projekt bindet neben den Kräften der BImA aus den Sparten Portfoliomanagement und Bundesforst fast 20 Prozent aller Räumkapazitäten in Deutschland.
Waldbrandprävention: Gewappnet für den Ernstfall
Die Experten vom Bundesforst erläuterten dem Finanzminister auch das Brandschutzsystem der Liegenschaft Wittstock: Es ist 90 Kilometer lang, 50 Meter breit, wird ständig gepflegt und in regelmäßigen Abständen mit 50.000 Liter fassenden Wassertanks ausgestattet. So schützt es im Ernstfall das Umland und die benachbarten Dörfer.
„Der Rückbau von ehemals militärisch genutzten Immobilien ohne Folgenutzung und die damit verbundene Entsiegelung als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme für die Bauvorhaben der Bedarfsträger des Bundes ist eine der ungewöhnlichen Aufgaben des Bundesforstes“, erklärt Rainer Entrup. Ein solches 10 Millionen-Projekt war die letzte Station auf der Liegenschaft Wittstock mit ihren vielen typischen Aufgaben für den Bundesforst – die so untypisch sind für klassische Forstverwaltungen.