Wild-Äpfel für naturnahe Waldränder

„Baum des Jahres“ bereichert Flächen der BImA

Baum des Jahres 2013: Der Wild-Apfel.

Bonn, 3. September 2013.
Das Kuratorium „Baum des Jahres“ hat in diesem Jahr den europäischen Wild-Apfel zum Baum des Jahres 2013 gekürt. Die seltene Wildobst-Art besitzt für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) keine Bedeutung bei der Holzvermarktung, ihr Naturschutzwert ist dafür umso größer.

Der europäische Wild-Apfel (Malus sylvestris L.) ist die einzige in Mitteleuropa heimische Wildform des Apfels. Die Züchtung von Kultursorten und die häufige Hybridisierung (genetische Vermischung) zwischen Wild- und Kultur-Form haben bereits seit Ende der Steinzeit dazu geführt, dass echte Wild-Äpfel heute nur noch sehr selten sind. In Deutschland gibt es größere Vorkommen noch in einigen intakten Auewäldern, beispielsweise an Oberrhein und Mittelelbe, sowie regional im Mittelgebirge, wie im Erzgebirge und auf der Schwäbischen Alb. Gegenüber anderen Waldbaumarten ist der Wild-Apfel äußerst konkurrenzschwach. Zudem ist er sehr lichtbedürftig. Daher begegnet man ihm am ehesten an Waldrändern und in Gehölzinseln außerhalb des Waldes. Auch in den naturnah gestalteten Waldrandbereichen der Bundesliegenschaften spielt er eine wichtige Rolle.

Baum des Jahres wächst oft am Rand

Der Wild-Apfel ist ein Indikator für strukturreiche, stabile und naturnah gestaltete Waldränder. Diese sind aufgrund ihrer vielfältigen Funktionen gerade auf militärisch genutzten Bundesliegenschaften besonders wichtig. „Wir wollen die Strukturen der Waldränder entwickeln und dabei seltene Baumarten wie den Wild-Apfel konsequent und gezielt fördern“, erläutert Lothar Schmid aus der Zentrale Bundesforst. „Naturnahe Waldrandbereiche sind ökologische Hotspots und interessante Übungsräume für die Soldaten.“ Solche Waldränder verringern die Lärm- und Staubemissionen für die Zivilbevölkerung im Umland und das Schadrisiko im angrenzenden Wald, beispielsweise bei Sturm. Gerade der Wild-Apfel kann mit seiner kräftigen Krone und seiner Stockausschlagfähigkeit wichtige Funktionen zur Stabilisierung von Waldrändern übernehmen. Lothar Schmid: „Die Einbeziehung dieser licht- und wärmeliebenden Art erhöht die genetische Vielfalt unserer Wälder und steigert ihre Anpassungsfähigkeit in Zeiten des Klimawandels.“

Die kleinen Früchte des Wild-Apfels schmecken unangenehm und bitter.

Schwach behaarte Blätter und bis zu 100 Jahre alt

Als kleiner Baum oder sogar nur strauchartig wachsend wird der Wild-Apfel etwa sieben bis maximal zehn Meter hoch. Er kann bis zu 100 Jahre alt werden und einen Stammdurchmesser von 45 bis 50 Zentimeter erreichen. Echte Wild-Äpfel sind nur schwer von verwilderten Kulturäpfeln und Hybriden zu unterscheiden. Am besten lässt sich der Wild-Apfel anhand seiner Blätter und Früchte erkennen. Die Unterseite der rundlichen bis eiförmigen und am Rand gesägten Blätter ist nur schwach bis gar nicht behaart, während die Blätter der Kultursorten unterseits meist dicht bis filzig behaart sind. An den Früchten des Wild-Apfels sind sowohl die Vertiefung, in der der Stengel sitzt (die so genannte Stielgrube), als auch die Vertiefung auf der Frucht-Unterseite (Kelchgrube) sehr flach ausgeprägt: Diese Merkmale unterscheiden ihn von allen Kulturäpfeln. Auch eine geringe Fruchtgröße von weniger als vier Zentimetern Durchmesser und ein unangenehmer, bitterer Geschmack der Früchte deuten auf einen Wild-Apfel hin.

Der Wild-Apfel blüht nach dem Laubaustrieb im April und Mai. Fotos: A. Roloff/Baum des Jahres

Ökologisches Multitalent

Die untergeordnete Rolle als Nutzholzart gleicht der Wild-Apfel durch eine enorm hohe naturschutzfachliche Wertigkeit aus. In unserer heutigen zumeist intensiv genutzten Kulturlandschaft tragen Wild-Äpfel zur Steigerung der Biodiversität bei. Insbesondere an Waldrändern erhöhen sie die Struktur- und Artenvielfalt und dienen mit ihren Blüten und Früchten zahlreichen Insekten-, Wildtier-, Kleinsäuger- und Vogelarten als Nahrungsquelle. Wie alle Apfel-Arten gehört der Wild-Apfel zur Gattung der Rosengewächse und wird daher häufig und gerne von Pilzen heimgesucht. Auch für diese ist der Baum somit ein wichtiger Lebensraum. Die oftmals kernfaulen Stämme werden von vielen Tieren als Brut- oder Versteckmöglichkeit genutzt. Besonders Höhlenbrüter wie der Wendehals, der zu den Spechtvögeln gehört, schätzen die Stammlöcher als Brutstätte.

Schon gewusst?

  • Wegen seines festen Fruchtfleisches wird der Wild-Apfel auch Holz-Apfel genannt.
  • Der Kultur-Apfel stammt nach heutigem Kenntnisstand nicht vom europäischen Wild-Apfel ab, sondern von asiatischen Wild-Äpfeln.
  • Aufgrund seiner Resistenzeigenschaften erlangt der Wild-Apfel heute bei der Züchtung von Kultur-Apfelsorten zunehmend Bedeutung, zum Beispiel für die Resistenzzüchtung gegen Apfelschorf und Feuerbrand.