Wisente erkunden ihren MUNA-Wald

Einzigartiges Naturschutzprojekt soll für Artenvielfalt sorgen

Bonn/Münster, 25. Juni 2021. Das Jahr der Eingewöhnung für die Wisente in der ehemaligen Munitionsanstalt (MUNA) im hessischen Münster ist vorbei. Heute hat der Bundesforstbetrieb Schwarzenborn als zuständiger Geschäftsbereich der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) das Hauptgehege für acht Wisentkühe, zwei Kälbchen und den Bullen „Shakal“ geöffnet. Die Wisente sind Teil eines für das Rhein-Main-Gebiet einzigartigen Naturschutzprojektes der BImA in Zusammenarbeit mit der DB Netz AG und der Gemeinde Münster. Ihre Aufgabe ist es, in der MUNA für eine große Artenvielfalt zu sorgen.

Der Bundesforstbetrieb Schwarzenborn, die DB Netz AG und die Gemeinde Münster haben gemeinsam die Tore in den MUNA-Wald geöffnet. Somit dürfen die europäischen Waldrinder seit heute ihren Wald erkunden. Das sind rund 250 Hektar Waldwildnis nahe dem hessischen Münster, die vom Bundesforstbetrieb seit vier Jahren zu einem Großgehege für die urigen Wisente umgebaut worden sind. „Ich erinnere mich noch gut an die Ursprungsidee eines Wisentwaldes MUNA Münster im Jahr 2008. Dass wir heute gemeinsam hier stehen können und die Herde ihren neuen Lebensraum erkunden sehen, macht mich sehr glücklich!“, erklärt Christoph Goebel, Leiter des Bundesforstbetriebs Schwarzenborn. Die Herde soll gemeinsam mit den seit einigen Wochen dort grasenden Przewalski-Pferden für eine höhere Artenvielfalt sorgen. Die Deutsche Bahn finanziert das Vorhaben und setzt damit einen ökologischen Ausgleich für die von der neuen Bahnstrecke zwischen Frankfurt und Mannheim verbrauchten Flächen um.

Wisentherde MUNA Münster

Wisentherde MUNA Münster (Foto: Daniel Ernst).

Artenschutzprojekt MUNA auf der Zielgeraden

„Kein Verkehrsmittel ist so klimafreundlich wie die Bahn. Der Ausbau der Schiene bringt jedoch auch Eingriffe in die Natur mit sich. Wir kümmern uns sehr frühzeitig um einen ökologischen Ausgleich und schaffen so neuen Lebensraum für bedrohte Arten und Pflanzen, noch lange bevor die erste Schwelle für die neue Bahntrasse verlegt ist“, betont Matthias Mähliß, Umweltexperte der Deutschen Bahn. „Die MUNA ist dabei ein Herzensprojekt. Hier ist ein einzigartiger strukturreicher Wald entstanden, der zahlreichen Tieren und Pflanzen ein neues Zuhause bietet. Dass jetzt neben den Wildpferden auch die Wisente dieses Gebiet für sich erobern können, ist auch für uns etwas Besonderes.“

Ökologischer Ausgleich auf vier Hufen

Der Bürgermeister der Gemeinde Münster, Joachim Schledt, freut sich: „Gerade in Zeiten des dramatischen globalen Artensterbens sind wir froh und stolz, hier bei uns in Münster solch ein wichtiges Natur- und Artenschutzprojekt zu haben. Diesen Naturschatz zu bewahren und die Biodiversität weiter zu steigern, ist unsere Pflicht.“ Die acht Kühe im Alter zwischen drei und acht Jahren kommen aus den Wisentgehegen Hardehausen, Springe und Usedom. Der Bulle stammt aus dem Wisentpark Kropp. Seit Mai 2021 ist die Herde um zwei Wisentkälber gewachsen: Chris & Chira. Denn auch die Fortpflanzung der Wisente ist Teil des Artenschutzprojektes.

Natur konnte sich ungestört entwickeln

Das rund 250 Hektar große Areal westlich der Gemeinde Münster wurde seit den 1930er Jahren als Munitionsanstalt genutzt, zuletzt durch die US-Army bis ins Jahr 1994. Nach Abzug der Amerikaner und Rückgabe des Depots an die BImA konnte sich innerhalb der umzäunten Liegenschaft die Natur ungestört entwickeln. Heute bietet sie Lebensraum für zahlreiche geschützte und seltene Arten im und am Wald.

Rund sieben Kilometer Koppelzaun samt Eingewöhnungsgatter, Futterstellen und Behandlungseinrichtungen wurden in den vergangenen Jahren für das Projekt errichtet. Dazu kamen Renaturierungen von ehemaligen militärischen Einrichtungen auf der gesamten Fläche der MUNA in Vorbereitung auf das Wisentprojekt. Um die Koppel herum schützt ein stabiler Außenzaun die Fläche zusätzlich vor unbefugtem Betreten.

Großtiermanagement im Wildnisbetrieb

In der MUNA haben die Tiere ihre Ruhe. In wenigen Gebieten dürfen sie bereits wieder in Freiheit leben. Zu Gesicht bekommt man die scheuen Tiere dort allerdings nur sehr schwer. Die Leitkühe sind mit einem Sender ausgestattet. Ihr Aufenthaltsort kann jederzeit bestimmt werden. „So wissen wir immer, wo die Tiere sind und können jederzeit lenkend oder unterstützend tätig werden, zum Beispiel, wenn sich ein Tier verletzt oder erkrankt“, erläutert der zuständige Revierleiter im Bundesforstbetrieb Harald Fuhrländer.

Interessierte Naturfreunde müssen sich noch gedulden

Alle interessierten Naturfreunde müssen sich noch etwas gedulden: Es ist geplant, einen Teil des MUNA-Geländes für den Besucherverkehr zu öffnen. Ein Besucherzentrum samt Aussichtspunkt soll Wisent-Beobachtungen möglich machen. Allerdings wird das noch einige Zeit dauern. „Wir verstehen, dass viele nun neugierig sind und die Wisente gern sehen wollen“, so Bürgermeister Joachim Schledt, „doch die teilweise noch munitionsbelasteten Flächen und schwierigen Rahmenbedingungen erfordern eine gründliche Planung.“ Das Betreten des Wisentgeheges und der MUNA Münster bleibt daher weiterhin strengstens untersagt. Über weitere Öffnungsschritte und ab wann Führungen in dem Naturparadies möglich sein werden, informieren die Projektpartner rechtzeitig. Jetzt schlägt erst einmal die Stunde der Wisente, die in den kommenden Wochen und Monaten den MUNA-Wald erobern werden.

Deutsche Bahn: „Das ist grün“

Die Bahn ist das umweltfreundlichste Verkehrsmittel. Bahnfahren ist aktiver Klimaschutz. Für das Gelingen der Mobilitätswende hat sich die Deutsche Bahn ein neues ambitioniertes Ziel gesetzt: klimaneutral bis 2040 – statt erst 2050. Neue, emissionsarme Antriebe und Kraftstoffe tragen dazu bei wie der ressourcenschonende Einsatz von Baumaterial. Doch auch Naturschutz an, auf und neben dem Gleis sowie die Verantwortung für bedrohte Arten zählen zur grünen DB. Weitere Informationen: deutschebahn.com/gruen.