Wo Kiefernwälder auf Sandflure treffen

Weg frei für Naturliebhaber

Bonn/Lübtheen, 20. Mai 2021. Bereits seit Juni 2017 ist der ehemalige Truppenübungsplatz Lübtheen Teil des Nationalen Naturerbes (NNE) und damit dauerhaft für den Naturschutz gesichert. Da die Fläche früher militärisch genutzt wurde, war sie bislang für Besucherinnen und Besucher komplett gesperrt. Nun sind ausgewiesene Wege und somit das neue Besucherleitsystem in der Lübtheener Heide freigegeben. Die beteiligten Institutionen, darunter auch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), vor Ort vertreten durch ihren Bundesforstbetrieb Trave, blicken auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurück.

Erfahrene Forstwirte wie Frank Bartz (links) und Berthold Walter unterstützen dabei, die Fläche seit April mit 16 Informationstafeln auszustatten.

Die Öffnung des Areals ist der engen Zusammenarbeit von den Ordnungsbehörden der Kommunen, dem Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe und dem Bundesforstbetrieb Trave zu verdanken. Nur so konnte das naturschutzfachlich wertvolle Gebiet auch für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Auf insgesamt 6.200 Hektar Fläche finden viele Arten geschützte Lebensräume. Besonders das durch militärische Nutzung entstandene Mosaik verschiedenster Biotope birgt eine wertvolle Lebensraumvielfalt – und die können Gäste nun hautnah erleben.

Den Besucherinnen und Besuchern stehen innerhalb des Naturerbegeländes rund 60 Kilometer Wander- und Radwege zur Verfügung. Der Bundesforstbetrieb hat hier 16 Informationstafeln errichtet. An markanten Punkten laden Sitzgruppen zur Rast ein. „Wir freuen uns, die Lübtheener Heide dank des Besucherlenkungskonzeptes nun zugänglich machen zu können. Solche geschützten Bereiche sind eine Rarität in unserer sonst intensiv genutzten und dicht besiedelten Landschaft“, erläutert der zuständige Revierleiter Tillmann Schulze-von Steen. Die ersten Wochen haben gezeigt, dass das Konzept sehr gut angenommen wird. Der weitere Ausbau der touristischen Infrastruktur ist geplant.

Naturjuwel mit Geschichte

Die Lübtheener Heide blickt auf eine langjährige militärische Nutzung zurück. Zwischen 1946 und 2013 übten die Streitkräfte der Sowjetunion, der DDR sowie die Bundeswehr auf der Fläche. Bunkerreste, Erdaufschüttungen und noch intakte Militärkulissen beheimaten heute seltene Tier- und Pflanzenarten wie den Wiedehopf, das Silbergras und die Sand-Strohblume. Einerseits hat die militärische Nutzung eine wertvolle Landschaft mit Heiden und Sandfluren geformt, andererseits hat sie das Gebiet erheblich mit Kampfmitteln belastet. Das Betreten der Fläche ist daher ausschließlich auf den ausgewiesenen Wegen erlaubt. Sie sind gemäß den Abstimmungen mit den Ordnungsbehörden durch Wegweiser und Hinweisschilder markiert.

Im Sommer verwandeln Heidepflanzen die Lübtheener Heide in ein wahres Blütenmeer (Fotos: BImA).

Düne auf Wanderschaft

Mit einer der größten aktiven Binnendünen Deutschlands ist die Lübtheener Heide ein Eldorado der Artenvielfalt. Die Düne ist ursprünglich ein Erbe der letzten Eiszeit. Ohne regelmäßige Pflege durch den Bundesforst wäre sie nach einigen Jahren wieder bewaldet und würde das Wandern einstellen. Und das Areal hat noch mehr zu bieten: Raufußkauz, Ziegenmelker und Brachpieper sind nur drei von mehr als 70 erfassten Vogelarten, die hier brüten. Die großen, unzerschnittenen Offenlandbereiche sind eingefasst von weitläufigen Kiefernforsten, die künftig sich selbst überlassen werden. Die nördlich gelegene ehemalige Schießbahn ist mit rund 900 Hektar das größte zusammenhängende Sandheide- und Sandtrockenrasengebiet in Mecklenburg-Vorpommern.

Lodernde Kiefernwälder

Im Juli 2019 erlangte die Naturerbefläche Lübtheener Heide mit dem größten Waldbrand in der Nachkriegsgeschichte Mecklenburg-Vorpommerns traurige Berühmtheit. In Folge des Waldbrandes kam es zu einer starken Vermehrung von totholzzersetzenden Arten. Dazu gehören beispielsweise Bockkäfer und Holzwespen. Neben großflächig abgestorbenen Waldbeständen haben auch einige Baumgruppen überlebt. So können in den Kiefernforsten viele neue Strukturen entstehen und Arten wie beispielsweise Spechte fühlen sich bei sehr gutem Nahrungsangebot wohl. „Natürlich blicken wir auch in die Zukunft. Der Bundesforstbetrieb Trave hat das Waldbrandschutzkonzept für die Lübtheener Heide weiterentwickelt und ist jetzt gut für kommende Dürreperioden gerüstet“, betont der zuständige Bundesforst-Betriebsbereichsleiter Matthias Weber.