Zehnjähriges Jubiläum der Stiftung „Mehlinger Heide“
Erfolgsmodell für den gezielten Einsatz von Kompensationsgeldern
Mehlingen, 23. September 2014. Inmitten einer blühenden Heidelandschaft feierte die Stiftung „Mehlinger Heide“ kürzlich ihr zehnjähriges Jubiläum. Vertreten wird die Stiftung im Vorstand und im Kuratorium durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA), die US/-NATO-Gaststreitkräfte, die Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) und die Untere Naturschutzbehörde Kaiserslautern.
Blick vom „Feldherrenhügel“, dem höchsten Punkt der Mehlinger Heide. (Fotos: Kreisverwaltung Kaiserslautern, Lothar Schmid, Stefanie Hilbert)
Die Stiftung „Mehlinger Heide“ ist ein nahezu einzigartiges Kooperationsmodell. Es finanziert sich aus Ersatzgeldern militärisch bedingter Eingriffe hauptsächlich der US-Luftwaffe sowie u.a. auch der US-Armee. Mit der Stiftung ist es der BImA gelungen, im Raum Kaiserlautern erforderliche Kompensationsmaßnahmen gebündelt als Pool auf einer BImA-eigenen, ehemals militärisch genutzten Liegenschaft durchzuführen. Die Maßnahmen waren im Rahmen des Ausbaus der militärischen Infrastruktur der US-Streitkräfte nötig geworden.
Zum Nutzen von Luftwaffe und Natur
Staatssekretär Dr. Thomas Griese aus dem Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten ließ es sich nicht nehmen, persönlich allen Verantwortlichen für ihr professionelles Engagement zu danken. Auch US Airforce-Brigadegeneral Patrick X. Mordente fand nur lobende Worte für die Kooperation zum Nutzen der US-Luftwaffe und der Natur.
Für die Zentrale der BImA sprach der Leitende Forstdirektor Lothar Schmid als Abteilungsleiter Naturschutz der Stiftung sowie dem Bundesforstbetrieb Rhein-Mosel seine Anerkennung aus. Er hob die erfolgreiche, jahrelange Zusammenarbeit in der Stiftung wie auch in der Naturschutzarbeit hervor. Zu den weiteren Gratulanten gehörten Professor Dr. Hans-Jürgen Seimetz, Leiter der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd des Landes Rheinland-Pfalz, Landrat Paul Junker, Verbandsbürgermeister Andreas Alter und die Ortsbürgermeisterin Monika Rettig.
Stiftung als Erfolgsmodell
Der Leiter des Bundesforstbetriebes Rhein-Mosel Erhard Schaefer brachte den Erfolg des Modells auf den Punkt: „Mit der Mehlinger Heide können wir unseren Dienstleistungsauftrag gegenüber den US-Streitkräften optimal erfüllen und gleichzeitig das Land Rheinland-Pfalz bei der Erhaltung seiner wertvollsten Heideflächen nachhaltig unterstützen.“ Die potentielle Heide-Pflegefläche für die Stiftung beträgt rund 90 Hektar. Hiervon wurden im Jahr der Stiftungsgründung 15 Hektar belegt und gepflegt. Bis heute konnten Kompensationsmaßnahmen für militärische Eingriffe auf einer Fläche von rund 47 Hektar im Rahmen der Stiftung fachkundig umgesetzt werden.
Dauerhafte Finanzierung naturschutzfachlicher Maßnahmen
Der Zweck der Stiftung fußt auf naturschutzrechtlichen Verpflichtungen: Auf einem bundeseigenen Teil des Naturschutzgebietes Mehlinger Heide sollen vorrangig Kompensationsmaßnahmen des Bundes und der US-/NATO-Streitkräfte dauerhaft finanziert und fachgerecht durchzuführt werden. Dadurch werden die gesetzlichen Ziele des Naturschutzes und der Landschaftspflege operativ unterstützt. „Die blühende Heide freut nicht nur die Naturschützer, sondern auch die Erholungssuchenden vor Ort“, stellt die Leiterin des Funktionsbereichs Naturschutz im Bundesforstbetrieb Rhein-Mosel Stefanie Hilbert fest. „Eines ist sicher: Die Heide kann nur erhalten werden, wenn sie auch weiterhin so fachkundig gepflegt wird wie bisher.“
Exkursionspunkt Schoppern – als notwendige naturschutzfachliche Maßnahme zur Verjüngung der Heide
Das Finanzierungsmodell im Einklang mit der Stiftungsidee
Der Stiftungszweck wird ausschließlich aus den Erträgen des Stiftungsvermögens finanziert. Dieses betrug 2014 etwa 660.000 Euro, der Ertrag belief sich in den vergangenen neun Jahren auf rund 150.000 Euro. „Es kommt also nicht zu einem Kapitalverbrauch und der Grundgedanke der Stiftungsidee wird erfüllt: die Biotopmanagementmaßnahmen dauerhaft finanzieren zu können“, erläutert Erhard Schaefer. „Zugleich wird der rechtlichen Verpflichtung zur Kompensation auf Dauer Rechnung getragen – unabhängig vom Bundeshaushalt.“
Kooperationsmodell Stiftung „Mehlinger Heide“- vertreten durch den Vorstand: Prof. Dr. Hans-Jürgen Seimetz, Stefanie Hilbert, Rainer Müller, Andreas Dein, (ehemals) Dr. Roland Schmidt, Lothar Schmid.
Ein Blick zurück
Die gesamte Liegenschaft war einst vollständig mit Wald bedeckt und wurde von der umliegenden Bevölkerung zur Holznutzung, Streugewinnung und zur Waldweide genutzt. Im Jahr 1912 erwarb das Königreich Bayern zuerst den „Kleinen Fröhner Hof“ im Jahr 1937 dann den „Großen Fröhner Hof“ als Exerzierplatz. Nach dem Krieg nutzten die Franzosen das Gelände bis 1992 als Standortübungsplatz. Im Zuge der militärischen Nutzung fanden umfangreiche Rodungen statt und hinterließen auf rund 125 Hektar eine Heidelandschaft, wie sie in Rheinland-Pfalz in dieser Größe einzigartig ist.
Nachdem das Militär den Platz aufgegeben hatte, konnte er zunächst aufgrund der starken Blindgängerbelastung kaum betreten werden. 1998 entmunitionierte man einen Großteil der Flächen und machte ihn für die Öffentlichkeit zugängig. 2001 wurde das Naturschutzgebiet ausgewiesen, 2004 die Stiftung „Mehlinger Heide“ gegründet, um einen Kompensationspool für militärisch bedingte Eingriffe im Raum Kaiserslautern zu schaffen. Das Land Rheinland-Pfalz wies die Flächen 2005 als Schutzgebiete nach der Fauna-Flora-Habitat- (FFH-) Richtlinie und Vogelschutzgebiet aus. Der Bewirtschaftungsplan bewertet die Zwergstrauchheide aktuell im Erhaltungszustand mit der Kategorie A (hervorragend).
Ein interaktives Jubiläumsprogramm
Nach der Begrüßung durch den ersten Vorsitzenden Andreas Dein, den Grußworten der Ehrengäste und einem kurzen Rückblick auf die zehn Stiftungsjahre durch die stellvertretende Vorsitzende Stefanie Hilbert konnten sich die Gäste der Jubiläumsveranstaltung bei einem kleinen Ausflug in die Heide einen eigenen Eindruck verschaffen. Die Teilnehmer erfuhren etwas über die „Beweidung“, das „Schoppern“ und das „Vegetationsmonitoring“, das durch die Stiftung zur Erhaltung der Heide seit zehn Jahren durchgeführt wird. Im Nachmittagsprogramm fand eine Vortragsreihe mit und für die Fachleute statt, die über die aktiv durchgeführten Biotoppflegemaßnahmen, die bereits erreichten Ziele und die Zukunftsperspektiven der Fläche diskutieren konnten.
Beweidung zum Erhalt der Zwergstrauchheide
Die Beweidung in der Mehlinger Heide wird als flächendeckende Grundmaßnahme zur Verzögerung der Überalterung durchgeführt. Außerhalb der Brutzeit der Vögel, von Mitte August bis Mitte März, wird eine Herde bestehend aus 40 Dorper Schafen, 200 Heidschnucken und 40 Burenziegen über die gesamte Fläche getrieben. Die Schafe beweiden hauptsächlich Gras, junges Buschwerk und Sträucher, während sich die Ziegen vor allem in der Gehölzbeseitigung als sehr effizient erwiesen haben.
Plaggen als intensivste Form der Heidepflege
Es wird bei Rohhumusauflagen, die kleiner als drei Zentimeter sind, und bei starker Vergrasung angewendet. Hier wird mit einer sogenannten „Plaggmaschine“ die Humusschicht bis zum Erreichen des Mineralbodens abgetragen. Nach dem Plaggen dauert die Heideneuentwicklung deutlich länger als beim Schoppern und die Heide verjüngt sich zum Großteil generativ. Die Erfahrungen auf der Mehlinger Heide mit beiden Verjüngungsmethoden sind sehr gut.
Schoppern als kostengünstige Alternative
Das Schoppern ist eine sinnvolle und kostengünstige Alternative zum Plaggen. Es eignet sich vor allem in Heidebeständen mit Rohhumusauflagen, die kleiner als drei Zentimeter sind, und bei geringer Vergrasung. Hier wird aufgrund der geringeren Arbeitstiefe weitgehend mineralbodenfreies Material abgetragen. Die Heidevegetation stellt sich schon nach einem Jahr wieder ein. Dabei handelt es sich meist um eine vegetative Verjüngung, bei der die Pflanzen neu ausschlagen, aber auch junge Heidepflanzen aus den Samen der Vorjahre sind zu finden.
Kontrollierte Feuer
Der kontrollierte Brand ist eine kostengünstige Alternative zur maschinellen Heideverjüngung. Diese Methode wurde in Mehlingen auf Flächen angewandt, die mit Maschinen nicht befahren werden können. Das ideale „Brennfenster“ von effektiv nur 14 Tagen am Ende Februar zu finden, ist hierbei die größte Herausforderung. Nur außerhalb der Brutzeit, im Winter, bei geringer Boden- und Luftfeuchte und mäßigem Wind ist der Erfolg am größten. Soweit trotz solcher Maßnahmen ein stärkerer Gehölzaufwuchs erfolgt, finden ergänzende Entbuschungsmaßnahmen statt, wie zum Beispiel die Entnahme von keimfähigen Birken und Kiefern, die sich rasant im Offenland verbreiten und die Heide zurückdrängen würden.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ist die zentrale Dienstleisterin für Immobilien des Bundes. Sie gehört zum Geschäftsbereich des Bundesfinanzministers und handelt nach den modernen Standards der Immobilienwirtschaft. Aufgabenschwerpunkte sind das einheitliche Immobilienmanagement des Bundes, Immobilienverwaltung und -verkauf und Bundesforst. Sitz der Zentrale ist Bonn.
Über 26.000 Objekte, 500.000 Hektar Grundstücksfläche sowie 39.000 Wohnungen repräsentieren eines der größten Portfolien Deutschlands. Das Spektrum reicht von Wohn-, Industrie- und Gewerbeimmobilien über ehemals militärische Flächen bis hin zu forst- und landwirtschaftlichen Flächen. Die Bundesanstalt führt Konversionsimmobilien der Bundeswehr und der ausländischen Streitkräfte zivilen Folgenutzungen zu. Gemeinsam mit Kommunen werden Verwertungsmodelle, Potenzial- und Marktanalysen, städtebauliche Verträge sowie Erschließungs- und Nutzungskonzepte entwickelt. Die Bundesanstalt ist die kompetente Ansprechpartnerin für die Nutzung und Verwertung von Bundesimmobilien.