Zwischennutzung auf Konversionsflächen

Diskutierten über sinnvolle Möglichkeiten der Zwischennutzung (von links): Lutz Leide, Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, Susanne Ritter und Moderator Michael Kranz vom Wirtschaftsblatt (Foto:BImA)

Nachhaltig und kostensparend

München, 8. Oktober 2013. Ein Haus ohne Bewohner nimmt Schaden: Ungenutzte Rohre verstopfen, die Räume werden feucht. Zudem wirkt das verlassene Gebäude häufig wie eine Einladung an Diebe und Vandalen. Je größer ein ungenutztes bebautes Grundstück ist, umso teurer ist seine Erhaltung. Dieser Herausforderung muss sich die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) insbesondere im Zusammenhang mit großen Konversionsliegenschaften häufig stellen. Auf der Expo Real in München veranstaltete sie deshalb am 8. Oktober eine Podiumsdiskussion dazu. Ihr Titel: „Zwischennutzung – Chancen zur Entwicklung von Kasernenflächen“.

Durch die Bundeswehrreform und den Abzug der alliierten Truppen aus Deutschland werden in den nächsten Jahren große militärische Areale frei, die einer zivilen Nutzung zugeführt werden müssen. Die BImA als Eigentümerin verwertet die Flächen in enger Zusammenarbeit mit den Kommunen. Die planungsrechtliche Entwicklung dieser Flächen, die meist als „Militärisches Sondergebiet“ ausgewiesen sind, ist oft ein langer Prozess.

„Das Problem ist, dass die Gebäudesubstanz unter dem Leerstand  leidet“, erläuterte Lutz Leide, bei der BImA Spartenleiter Facility Management. Die Größe der Liegenschaften mache eine Bewachung sehr komplex; Vandalismus und Diebstahl seien häufige Folgen und verursachten weitere Schäden. „Die BImA muss durchschnittlich rund 20 Cent je Quadratmeter alleine als sogenannte Leerstandskosten aufwenden. Bei aktuell rund 15.000 Hektar und mittelfristig erwarteten 30.000 Hektar summiert sich das schnell auf zweistellige Millionenbeträge“, rechnete Lutz Leide vor.

Erfolgreiche Projekte in München und Bonn

Das geeignete Gegenmittel ist eine Zwischennutzung der Liegenschaften. Als erfolgreiches Beispiel diente ein Projekt in München: Dort wurden seit den neunziger Jahren bereits eine Reihe von Konversionsliegenschaften erfolgreich entwickelt – fast alle von Beginn an mit Zwischennutzungen. „Eine zwischenzeitliche Nutzung eröffnet immer auch große Chancen hinsichtlich einer nachhaltigen Anschlussnutzung“, erklärte Susanne Ritter, Hauptabteilungsleiterin für Stadtplanung und Raumordnung der Landeshauptstadt München. „Man muss allerdings immer den Einzelfall genau betrachten.“

In Bonn stehen aktuell die Entwicklung der Ermekeil- und der Gallwitz-Kaserne an. Beide Liegenschaften sind groß und befinden sich in der Innenstadt. „Wir haben in Bonn starken Bedarf an zusätzlichen Wohnbauflächen, die wir kurzfristig und gemeinsam mit der BImA entwickeln möchten“, sagte Jürgen Nimptsch, Oberbürgermeister der Bundesstadt Bonn. „Als Zwischennutzung möchten wir gerne vorübergehend Asylflüchtlinge unterbringen. Wir wollen, dass sich die hilfesuchenden Menschen bei uns in Bonn willkommen fühlen.“

Viele Optionen

Diskutiert wurde auch die Möglichkeiten bei der Zwischennutzung: Von ganz kurzfristigen bis zu mittelfristigen Nutzungsmöglichkeiten durch Private, Firmen, Sportvereine, Kommunen und Behörden komme vieles in Betracht. Die wichtigste Voraussetzung für eine effektive Zwischennutzung sei dabei immer die Wirtschaftlichkeit der Maßnahme sowie eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Kommune als Trägerin der Planungshoheit. Lutz Leide: „Mein Wunsch ist es, von den betroffenen Kommunen mehr Unterstützung für eine genehmigungspflichtige Zwischennutzung zu erhalten.“