Hanau "CampoPond"

Offenlandpflege mit Urwildpferden als gemeinsames Projekt mit der Stadt Hanau

Knapp ein Jahr nachdem die ersten fünf Przewalski-Urwildpferde auf der bundeseigenen Liegenschaft Camp Pond in Hanau ihre neue Heimat gefunden haben hat die Herde jetzt Zuwachs von fünf neuen Stuten erhalten.

Am Nachmittag des 8. Septembers rollten die beiden Pferdeanhänger aus den Tiergärten Hellabrunn und Nürnberg auf das Gelände der Bundesanstalt, um ihre kostbare Fracht abzuladen. Die Neuzugänge stammen aus verschiedenen Zoos in Bayern und dem Nationalpark Bayerischer Wald.

Journalisten, Fotografen und Fernsehteams sowie Vertreter der Stadt Hanau beobachteten gemeinsam mit Kollegen des BFB Schwarzenborn gespannt, wie die fünf Tiere die ersten Schritte in ihr großes neues Gehege machten. Noch etwas mitgenommen von der langen Fahrt stolperten die Przewalski-Stuten aus den Hängern, um nach einer kurzen Phase der Orientierung gemeinsam in die Weite des Geländes davon zu galoppieren.

Erst im August hatte das Forstrevier Südhessen eine neue Koppel mit 25 Hektar Grasland und Waldgebiet fertig gestellt sowie die erste Koppel um fünf Hektar erweitert. Nun ist das von der ehemaligen Bundesforst Hauptstelle Rhein-Pfalz im September 2009 initiierte Projekt auf ca. 50 Hektar Beweidungsfläche angewachsen.

Im Rahmen des Europäische Erhaltungszuchtprogrammes für Przewalski-Pferde (EEP) übernimmt das Projekt „Campo Pond“ einen wichtigen Beitrag bei der Vorbereitung der seltenen und vom Aussterben bedrohten Wildpferderasse.

Fakten & Hintergründe

Das Przewalski-Pferd, benannt nach dem russischen Expeditionsreisenden Oberst Przewalski, ist die weltweit einzige genetisch reine Art des Wildpferdes, die in ihrer Wildform bis heute überlebt hat.

Die Przewalski-Pferde

In mehreren Initiativen wird versucht, Przewalski-Pferde wieder in der freien Wildbahn zu etablieren. Nach erfolgreicher Zucht wird ein Teil der Pferde wieder in ihrer ursprünglichen Herkunftsregion, in der Mongolei, China und Kasachstan ausgewildert, während die anderen Nachkommen dazu beitragen im Rahmen des Zuchtprogramms die Art zu erhalten und weiter zu vermehren.

Das Naturschutzgebiet Campo Pond

Campo Pond, die Heimat der Przewalski-Pferde, im Hanauer Stadtteil Großauheim, diente mehr als sechs Jahrzehnte lang als militärisches Trainingsgelände für die US-Armee. Panzer und andere schwere Militärfahrzeuge befuhren regelmäßig das Gelände, Camps wurden errichtet und der Bau von Pontonbrücken am Teich geprobt.

Als die Amerikaner Ende 2008 aus Hanau abzogen und den Übungsplatz freigaben, übernahm Bundesforst mit einer konsequenten naturschutzfachlichen Zielsetzung das Management der ca. 101 Hektar großen Liegenschaft.

Auf dem über viele Jahrzehnte durch Drahtzäune abgeschlossenen Campo Pond haben zahlreiche besonders geschützte Pflanzen- und Tierarten überlebt. Besonders durch die stete Befahrung mit schweren Fahrzeugen ist dort ein einzigartiger Lebensraum entstanden. Unterschiedliche Lebensräume, wie Sand-Magerrasen, Steppenvegetation und nicht forstwirtschaftlich genutzte Wälder bieten vielen besonders geschützten Arten ein Zuhause.

Rund 70 Hektar des Geländes wurden auf Grund des besonders seltenen „Sand-Magerrasens“, als FFH-Gebiet ausgewiesen und sind somit durch EU-Verordnung geschützt. Mit den Przewalski-Pferden soll die naturschutzfachlich geforderte Beweidung des Geländes erfolgen. Damit tragen sie zur Offenhaltung des wertvollen Sand-Magerrasens bei.

Der Bundesanstalt werden für dieses Projekt über sieben Millionen Ökopunkte gutgeschrieben, die für die Ausgleichverpflichtungen der DB (ICE-Neubau Frankfurt-Mannheim) Verwendung finden.

Neben der wirtschaftlichen Nutzung dieses außerordentlichen Wertschöpfungspotenzials durch die Bundesanstalt sind vor allem die verbesserten Beziehungen zur Stadt Hanau ein positiver Effekt des Projektes.

Die Stadt Hanau und Bundesforst arbeiten in einer sehr vertrauensvollen Atmosphäre gemeinsam für den Erfolg dieses Projekts. Das Interesse der Stadt liegt in der Nutzung des Projektes zur Umwelterziehung und als Prestige-Projekt im Rahmen der Imageverbesserung als „grüne“ Stadt. Sie hat bereits für ihre Bemühungen mehrere Auszeichnungen erhalten. Mit über 250 Hektar frei gezogenem Kasernengelände im Zentrum der Stadt Hanau (nach Abzug der Amerikaner) sind die Herausforderungen der Konversion nur in einem vertrauensvollen Miteinander zu meistern. Mit dem Projekt Campo Pond versucht Bundesforst seinen Teil an dieser anspruchsvollen Aufgabe beizutragen.

Die Beteiligten in dem Przewalski-Projekt

Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben/Sparte Bundesforst stellt als Grundstückseigentümer das Gelände für das Wildpferde-Projekt zur Verfügung und ist der offizielle Tierhalter. Zudem hat Bundesforst die beiden Koppeln für die Tiere errichten lassen und komplett vorfinanziert. Der Bundesforstbetrieb Schwarzenborn trägt zusätzlich die Kosten für den Transport, die tierärztliche Versorgung durch den Zoo Frankfurt und den Unterhalt der Tiere. Der Bundesforstbetrieb ist damit Hauptverantwortlicher für dieses Projekt.

Der Tierpark München-Hellabrunn, der Zoo Nürnberg und der Nationalpark Bayerischer Wald stellen die Pferde dem Bundesforstbetrieb im Rahmen des internationalen Zuchtprogramms EEP kostenlos zur Verfügung, damit sie sich hier im FFH-Gebiet Campo Pond in Hanau in einer möglichst artgerechten Umgebung auf die Auswilderung vorbereiten können.

Die Stadt Hanau unterstützt dieses herausragende Projekt mit großem Engagement. So berät und überwacht die Untere Naturschutzbehörde der Stadt Hanau die Maßnahmen des Vorhabens. Die Stadt Hanau gewährleistet zudem die Betreuung der Pferde, indem sie eine Biologin einstellte, die die tägliche Betreuung der Tiere gewährleistet.

Das Europäische Erhaltungszuchtprogramm für Przewalskipferde (EEP) wird derzeit von Dr. Waltraut Zimmermann vom Zoo Köln geleitet. (Prof. Wiesner ist mittlerweile im Ruhestand). Die Mitglieder sind Biologen und Veterinäre der einzelnen Przewalski-Züchter (Zoos und Freilandhaltungen) in ganz Europa. Das EEP-Gremium bestimmt, aus welchen Tieren und an welchem Ort neue Zuchtgruppen gebildet werden sowie an welcher Stelle die nachgezüchteten Tiere wieder ausgewildert werden.

Der Zoo Frankfurt sorgt für die tierärztliche Versorgung. Die Kosten dafür trägt Bundesforst.

Die Deutsche Bahn erwirbt die in diesem Projekt durch Bundesforst erzeugten Ökopunkte, und nutzt diese als Ausgleich für die ICE-Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim.